Aus Krankenhäusern in mehreren Bundesländern gibt es wegen der CoV-Pandemie wieder Berichte über verschobene Operationen.
„Wir haben in den Spitälern die Kollateralschäden der mangelnden Impfquote, die der Grund für die stark ansteigenden Zahlen von Covid-Intensivpatienten ist“, warnte Walter Hasibeder, Präsident der Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI), gegenüber der APA. Es brauche höhere Impfzahlen – wie, sei Aufgabe der Politik.
„Es gab in der ersten Welle immer wieder eine Diskussion, welche sogenannten Kollateralschäden gesundheitlicher Natur die Maßnahmen zur Pandemieeindämmung verursachen könnten, u. a. durch verschobene Operationen. Jetzt haben wir eine ganz andere Debatte, was Kollateralschäden betrifft“, betonte Hasibeder zur Vermeidbarkeit der Überlastung der Spitäler, wenn sich mehr Menschen impfen lassen würden.
„Haben dann weniger Ressourcen“
Die Kollateralschäden bestehen laut dem Ärztlichen Leiter der Anästhesie und Operativen Intensivmedizin am Tiroler Krankenhaus St. Vinzenz in Zams auf verschiedenen Ebenen. „Zum Beispiel müssen Patienten mit schwerer Gelenksarthrose länger auf den Eingriff warten. Für Patienten, die aus anderen Gründen als Covid-19 intensivpflichtig werden, zum Beispiel nach einem Unfall, haben wir dann weniger Ressourcen“, so Hasibeder.
Man sehe auch in den Intensivstationen Covid-19-Patienten mit beeinträchtigtem Immunsystem, zum Beispiel onkologische Patienten, die trotz Impfung angesteckt würden – „auch sie sind Opfer einer zu geringen Impfquote in der Bevölkerung“, kritisierte Hasibeder.
Dass es diesbezüglich Berichte aus mehreren Bundesländern gibt, ist laut dem ÖGARI-Präsidenten nicht verwunderlich, zumal österreichweit aktuell rund 220 Covid-19-Intensivpatienten betreut werden und damit die Zehnprozentmarke bei der Auslastung der Intensivstationen mit CoV-Infizierten erreicht ist, „ab der bekanntlich der Normalbetrieb nicht mehr möglich ist“.
Popper: Zum Eindämmen fehlt nicht mehr viel
Die zuletzt etwas stabilisiert erscheinenden Neuinfektionszahlen dürften ein erstes Zwischenplateau in der Covid-19-Infektionslage darstellen. Das bedeute aber nicht, dass die Pandemie nun quasi von selbst abebben würde, sagte der Simulationsforscher Niki Popper heute zur APA. Auch beständig hohe Neuinfektionen ohne große Anstiege „können großen Schaden“ auf stark belasteten Intensivstationen anrichten. Das sei bitter, weil zum echten Eindämmen nicht mehr viel fehle.
Beim Blick auf die Impfrate und die Anzahl jener Menschen, die durch eine durchgemachte Covid-19-Infektion weitgehend von einer Neuinfektion geschützt sind, sehe man, „dass wir nicht weit davon entfernt wären, sozusagen durch zu sein. Wir müssen da nicht mehr Unglaubliches leisten“, sagte Popper auf Basis von Modellrechnungen.
Würden sich in Österreich noch 800.000 bis 900.000 Menschen zusätzlich impfen lassen, könne es voraussichtlich kaum noch zu größeren Ausbrüchen kommen, die die Kapazitäten der Intensivstationen ernstlich gefährden.