EZB-Vize erwartet Inflationshöhepunkt im November

Der Vizechef der Europäischen Zentralbank (EZB), Luis de Guindos, sieht den Höhepunkt des Inflationsschubs in der Euro-Zone im Herbst erreicht. Um den November herum dürfte die Teuerungsrate mit Werten von 3,4 bis 3,5 Prozent am höchsten sein, sagte der Spanier heute auf einer Onlineveranstaltung. Die Inflationsrate im Euro-Raum war im August auf 3,0 Prozent hochgeschnellt, den höchsten Wert seit rund zehn Jahren. In Österreich betrug die Inflationsrate im August 3,2 Prozent.

De Guindos betonte zugleich, die EZB müsse „sehr wachsam“ sein, was Überraschungen mit Blick auf mögliche Ausreißer nach oben beim Preisauftrieb betreffe.

Gegen gekoppelte Gehaltsanpassung

Bisher seien zwar kaum Auswirkungen der hohen Inflation auf die Lohnrunden zu sehen. Doch warnte der EZB-Vize davor, Gehaltserhöhungen an die im Zuge der Pandemie in diesem Jahr deutlich gestiegene Teuerungsrate fest zu koppeln.

Er verwies darauf, dass einige Staaten in Europa bei Pensionen und Löhnen im öffentlichen Dienst entsprechende Regelungen hätten. Diese sollten seiner Ansicht nach jedoch 2021 nicht greifen, damit sich der vorübergehende Inflationsanstieg nicht verstetige. „Das ist etwas, das wir vermeiden sollten“, fügte er hinzu.

Lieferkettenprobleme als Thema

Der Stellvertreter von EZB-Chefin Christine Lagarde hatte bereits bei früherer Gelegenheit gewarnt, die Inflation könne noch höher ausfallen als derzeit prognostiziert. Das gelte für den Fall, dass durch Lieferkettenprobleme ausgelöste Materialengpässe etwa bei Mikrochips und Halbleitern anhielten.

Die Ökonomen der EZB sagen für das laufende Jahr eine Teuerungsrate von 2,2 Prozent voraus. Für 2022 erwarten sie einen Wert von 1,7 Prozent und für 2023 von 1,5 Prozent. Damit würde die Teuerungsrate wieder unter dem von der EZB angestrebten Zielwert von 2,0 Prozent liegen.