Amazon-Arbeiter in Lager
Reuters/Lucas Jackson
Fehlende Arbeitskräfte

Amazon setzt auf Cannabislegalisierung

Der weltgrößte Onlinehändler Amazon hat die US-Regierung zur Legalisierung von Cannabis aufgerufen und damit für Aufsehen gesorgt. Es ist nicht der erste Schritt in diese Richtung – nun wolle man sich aber „aktiv“ für die hier notwendigen Gesetzesänderungen einsetzen, wie mit Beth Galetti nicht zufällig die „immer auf der Suche nach großartigen neuen Teammitgliedern“ befindliche Personalchefin von Amazon via Unternehmensblog mitteilte.

Deren Angaben zufolge sei man bei Amazon „der festen Überzeugung, dass es an der Zeit ist, die Cannabispolitik des Landes zu reformieren, und wir sind entschlossen, diese Bemühungen anzuführen“. Konkret drängt das Unternehmen den US-Kongress, mit der Umsetzung bereits vorliegender Gesetzesvorlagen mit der wachsenden Zahl von Staaten gleichzuziehen, die den Konsum von Cannabis bereits legalisiert haben.

Die Diskrepanz zwischen Bundesrecht und lokalen Cannabisregeln und die damit verbundenden Schwierigkeiten für Unternehmen, US-weit gültige Cannabisregeln für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu schaffen, sei für Galetti „unfair und unhaltbar“. Die Rede ist aber auch von einer „bemerkenswerten Dynamik im Land“, weswegen sich Galetti zuversichtlich zeigt, die „notwendige Reform der nationalen Cannabisgesetze zu erreichen“.

Archivbild von Amazon-Personalverantwortliche Beth Galetti aus dem Jahr 2019
Reuters/Alexander Drago
Beth Galetti ist bei Amazon zuständig für Human Ressources

Hürde bei Personaleinstellung

Damit erhofft sich Amazon unter anderem Abhilfe gegen das bisherige „Durcheinander von widersprüchlichen städtischen und staatlichen Gesetzen zum Marihuanakonsum“, die es großen Unternehmen bisher schwierig mache, „eine vernünftige Politik zu verfolgen“.

Galetti verweist zudem auf öffentlich zugängliche Daten, aus denen hervorgehe, „dass Marihuanatests vor der Einstellung unverhältnismäßig starke Auswirkungen auf farbige Menschen haben und ein Hindernis für die Beschäftigung darstellen“. Dazu komme „Amazons Wachstumstempo“, und in diesem Zusammenhang habe man „festgestellt, dass die Abschaffung der Vorabtests auf Cannabis es uns ermöglicht, unseren Bewerberpool zu erweitern“.

Es handle sich wohl um den „aufschlussreichsten“ Grund hinter der von Amazon lancierten Initiative, heißt es dazu beim Nachrichtenportal Quartz, das so wie andere Medien auch daran erinnert, dass Amazon bereits im Juni das Aus von Marihuanatests für die eigene Belegschaft ankündigte. Nun gehe das Unternehmen aber einen Schritt weiter, wie Quartz hier weiter ausführt.

„Begonnen, aktiv Lobbyarbeit zu betreiben“

Nach „unserer früheren Unterstützung für die Legalisierung von Cannabis auf Bundesebene sowie die Löschung bestimmter Strafregister“ habe Amazon „vor Kurzem unsere Unterstützung für den Marijuana Opportunity Reinvestment and Expungement Act of 2021 (MORE Act) bekanntgegeben und begonnen, aktiv Lobbyarbeit zu betreiben“, so Galetti. Dasselbe gelte der Amazon-Managerin zufolge auch für den erst kürzlich im US-Senat vorgelegten Cannabis Administration and Opportunity Act.

Der vom Vorsitzenden des Justizausschusses des Repräsentantenhauses, Jerry Nadler, eingebrachte MORE Act sieht vor, Cannabis von der Liste der kontrollierten Substanzen der Bundesregierung zu streichen. Der Cannabis Administration and Opportunity Act und damit das zweite von Amazon genannte Gesetzesvorhaben sieht ebenfalls die teilweise Legalisierung von Cannabis für Erwachsene auf Bundesebene vor. Der Entwurf wurde von prominenten Demokraten, darunter dem Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, sowie den beiden Senatoren Ron Wyden und Cory Booker eingebracht.

Steiler Expansionskurs

Der weltgrößte Onlinehändler befindet sich weiter auf Expansionskurs. Allein in diesem Jahr seien nach Angaben vom US-Sender CBS mehr als 250 Lagerhäuser, Sortierzentren, regionale Luftdrehkreuze und Lieferstationen in den USA eröffnet worden. Ende Juli beschäftigte Amazon in den USA rund 950.000 Menschen und eigenen Angaben zufolge dürfte demnächst die Marke von einer Million fallen: Erst vor wenigen Tagen gab Amazon die Einstellung von mehr als 125.000 neuen Logistikmitarbeiterinnen und -arbeitern in den USA bekannt.