Medientage: Wrabetz kritisiert Medienpolitik

Der amtierende ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat der heimischen und europäischen Medienpolitik „Dysfunktionalität“ attestiert, die er nicht habe „konterkarieren“ können – sein größter Misserfolg, so Wrabetz.

Die „Zerstörung des ORF“ unter der türkis-blauen Regierung habe er so lange hinauszögern können, bis sich die Regierung selbst zerstört habe, sagte Wrabetz. „Mit den Grünen in der Regierung ist es scheinbar ein bisschen leichter, sie bringen aber auch nichts weiter“, so der ORF-Chef.

Heute hätte die vom größten Medienunternehmen des Landes herbeigesehnte ORF-Gesetzesnovelle „auf den Weg gebracht werden sollen“, was aber erneut verschoben wurde, zeigte er sich verärgert. Der designierte ORF-Generaldirektor Roland Weißmann habe nun „gute Voraussetzungen“, mehr bei der Regierung zu bewirken, meinte Wrabetz. Über seine Zukunft wollte er sich nicht äußern.

Debatte und Positionierungen zu Kooperationen

Vor Wrabetz’ Auftritt stand die Gegenwart und Zukunft des Fernsehens auf dem Programm der Medientage. Bei einer Debatte zu „Tele-Visionen“ meinte Weißmann, der ORF sei „gut und ordentlich durch die Krise gekommen“. Das öffentlich-rechtliche Unternehmen habe sein Publikum halten können. Hinsichtlich der Werbeerlöse befinde sich der ORF in etwa auf dem Stand von 2019.

Bei den Medienhäusern der Mitdiskutanten – RTL-News-Geschäftsführer Stephan Schmitter, ProSiebenSat.1Puls4-Geschäftsführer Markus Breitenecker und Servus-TV-Intendant Ferdinand Wegscheider – sieht die Lage vergleichbar aus. Der Herbst sei gut gebucht, die Auftragsbücher voll.

„Keinerlei Denkverbote“

Weißmann will künftig stärker mit Privaten kooperieren, wobei es „keinerlei Denkverbote“ geben dürfe. „Mir und dem ORF geht es darum, die Hand auszustrecken und österreichische Inhalte zu forcieren“, sagte er.

Breitenecker freute sich über „die neuen Töne“ vonseiten des ORF. Bereiche, wo derzeit direkte Konkurrenz untereinander bestehe – etwa Werbeerlöse –, müssten entflechtet werden, um künftig optimal kooperieren zu können.

Breitenecker bedauerte, dass es keinen „Austro-Player“ gebe. Platz beim künftigen ORF-Player – sofern es eine Digitalnovelle erlaubt – sei „im Prinzip“ auch für Private, „aber das muss man sich im Detail anschauen“, schränkte Weißmann ein. Als mögliche Variante führte er die Plattformen von ARD und ZDF an, die künftig stärker miteinander kooperieren wollen.