Jugoslawien-Kriege: Handke fühlt sich missverstanden

Literaturnobelpreisträger Peter Handke sieht sich in seiner kritisierten Parteinahme für Serbien während der Jugoslawien-Kriege missverstanden.

„Einiges habe ich ungeschickt oder nicht ganz klar ausgedrückt. Das habe ich zu verantworten. Aber jeder Mensch, der ein bisschen weiß, wie ich bin, wird verstanden haben, wie ich es meine“, sagte er in einem Interview im „Süddeutsche Zeitung Magazin“. „Ich sehe an mir keine Schuld. Ich fühle mich oft schuldig im Leben, aber da nicht.“

Die Verleihung des Nobelpreises an Handke 2019 hatte zu heftigen Protesten geführt. Kritiker und Kritikerinnen werfen ihm wegen seines Eintretens für Serbien und serbische Nationalisten bis heute die Verharmlosung von Kriegsverbrechen und Völkermord vor.

Handke verteidigte auch seinen umstrittenen Besuch 2004 bei Slobodan Milosevic im Gefängnis in Den Haag, wo der serbische Politiker vom UNO-Kriegsverbrechertribunal wegen Völkermordes angeklagt war. „Ein Mensch, der im Gefängnis sitzt – da würde ich immer hingehen und ihn anhören. Sonst wäre ich kein Mensch“, sagte Handke.

„Postmoderne, die ich nicht verstehe“

Kritisch äußerte sich Handke über die Verleihung des Literaturnobelpreises an den US-amerikanischen Musiker Bob Dylan im Jahr 2016. „Nichts gegen diese ganz große Gestalt“, sagte er. „Als Sänger ist er so nah an der Ewigkeit wie keiner. Aber Literatur ist doch, für mich zumindest, etwas zum Lesen. Auch Dylans geschriebene Sachen geben einem nicht wirklich was zu lesen. Aber vielleicht ist das die Postmoderne, die ich nicht verstehe.“

Das Preisgeld für den Nobelpreis in der Höhe von umgerechnet 830.000 Euro „ist auf der Bank, denke ich“, sagte Handke. „Fragen Sie mich aber nicht, wie das angelegt ist. Irgendwas mit Spar oder so.“

Über den Verbleib seiner Nobelpreismedaille ist er sich nicht sicher: „Ich glaube, die habe ich meiner Tochter Leocadie gegeben.“ Sie werde sich einmal auch um seinen Nachlass kümmern: „Leocadie. Die wird das schaukeln.“