Über 20.000 Jahre: Älteste Fußabdrücke Amerikas entdeckt

Menschen könnten den amerikanischen Doppelkontinent Tausende Jahre früher erreicht haben als bisher angenommen. Zu dieser Erkenntnis kommt ein Forschungsteam, das in New Mexico zahlreiche menschliche Fußabdrücke gefunden hat.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler datierten die gut erhaltenen versteinerten Abdrücke auf ein Alter zwischen 23.000 und 21.000 Jahre. Die bisher gängigste Annahme, wonach der Mensch den Kontinent erst vor 16.000 Jahren besiedelt habe, müsste somit zumindest um ein paar tausend Jahre nach vorne korrigiert werden, berichtete gestern unter anderem die BBC.

Population ausgestorben?

Die Forscherinnen und Forscher veröffentlichten ihre Erkenntnisse in der aktuellen Ausgabe der wissenschaftlichen Zeitschrift „Science“. Laut ihnen könnten die Funde ein Hinweis darauf sein, dass es große Wanderbewegungen gegeben habe, von denen wir noch nicht wissen. Und es bestehe die Möglichkeit, dass die frühen Populationen in Amerika ausgestorben seien.

Hinterlassen wurden die Fußabdrücke im weichen Schlamm am Rande eines damals seichten Sees, und zwar – aufgrund der Größe der Fußabdrücke – wohl vor allem von Kindern und Jugendlichen. Das Gebiet ist heute Teil des Alkali Flat – eines ausgetrockneten Seebetts im White-Sands-Nationalpark.

Heiß diskutiertes Thema

Wann Menschen tatsächlich das erste Mal den amerikanischen Doppelkontinent besiedelten, ist ein wissenschaftlich heiß diskutiertes Thema. Zwar werden immer wieder Artefakte gefunden, deren Alter mit über 16.000 Jahren datiert wird und die menschliche Werkzeuge sein könnten. Ob es sich dabei tatsächlich um von Menschen gemachte Stücke handelt oder sie doch nur auf natürlichem Weg – etwa durch Erosion – entstanden sind, ist aber umstritten.

„Einer der Gründe, warum es so viele Diskussionen gibt, ist der Mangel an eindeutigen und sicheren Daten“, sagte Matthew Bennett, Professor an der Universität Bournemouth und Erstautor der Studie, gegenüber BBC News. Der jetzige Fund könnte aber genau das liefern, so Bennett.

Schwierigkeiten der Radiokarbondatierung

Das Alter von Funden wie den Fußabdrücken wird durch Radiokarbondatierung ermittelt. Dazu wird der Zerfall von Kohlenstoffatomen in organischem Material berechnet. Und solches organische Material findet sich auch in dem Ufersediment, in dem die Menschen ihre Abdrücke hinterließen. Das Problem in Gegenden im oder am Wasser ist allerdings, dass in einem solchen Umfeld „alter Kohlenstoff“ neu eingebunden werden könnte – was die Radiokarbondatierung verfälschen dürfte.

In diesem Fall dürfte das aber nicht der Fall gewesen sein, sagte gegenüber BBC auch der an der Uni Wien lehrende britische Experte für Radiokarbondatierung, Tom Higham. Die Forscherinnen und Forscher argumentierten zu Recht, „dass der See zu der Zeit, als die Menschen dort spazieren gingen, seicht gewesen sein muss“. Das würde die Auswirkungen von solchen „Stausee-Effekten“ abschwächen. „Ich glaube, dass es sich insgesamt um eine 21.000 bis 23.000 Jahre alte Sequenz handelt“, so Higham.