Beim Protestzug in Wien fanden sich laut den Organisatoren zwischen 15.000 und 20.000 Menschen ein, die Polizei sprach von rund 5.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Der Demozug formierte sich gegen Mittag im Prater, die Schlange der Klimastreikenden reichte über die rund einen Kilometer lange Praterstraße und querte gegen 13.45 Uhr den Donaukanal über die Schwedenbrücke Richtung Innenstadt. Für die Abschlusskundgebungen fand sich der Demozug schließlich auf dem Heldenplatz ein.
„Diese Bewegung ist nicht mehr zu stoppen“, gab sich „Fridays for Future Wien“ zufrieden. Dem Protest hatten sich nicht nur zahlreiche Junge, sondern auch mehrere Organisationen angeschlossen, darunter auch das Rote Kreuz, die Plattform für menschliche Asylpolitik und die Arbeiterkammer. Auch Vizekanzler Werner Kogler und Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) nahmen teil – mehr dazu in wien.ORF.at. Thema in Wien war auch der Lobau-Tunnel, gegen den ausdrücklich protestiert wurde. Diesen verteidigte indes Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) – mehr dazu in wien.ORF.at.
Drei Demos in Graz
In Graz gingen rund 1.500 auf die Straße. Dort gab es eigentlich drei Demonstrationen: Bei der Fußgängerdemo, die vom Griesplatz Richtung Norden entlang der Mur bis zur Keplerbrücke und weiter über das Glacis zur Oper führte, waren rund 1.200 Teilnehmer dabei. 200 weitere nahmen an einer Rad- und Skaterdemo teil. In der ansonsten stark befahrenen Mandellstraße wurde ein „Outdoor-Wohnzimmer“ errichtet – mehr dazu in steiermark.ORF.at.
Vor der Gemeinderatswahl am Sonntag begingen auch die Grazer Grünen ihren Wahlkampfabschluss beim Klimastreik. Unterstützt wurden sie von Klubobfrau Sigrid Maurer. Spitzenkandidatin Judith Schwentner sagte: „Wir sind verantwortlich für die Zukunft unserer Kinder und unserer Jugend. So wie bisher darf es in Graz nicht weitergehen. Es ist höchste Zeit für starke Grüne und echten Klimaschutz.“
NÖ: Demo in Regierungsviertel
In Niederösterreich richteten Aktivistinnen und Aktivisten vor Beginn der Demos einen offenen Brief an die Politik. Niederösterreich sei „ein Land, das sich gerne als Vorreiter hinstellt, aber in Wahrheit ein Nachzügler ist“, sagte Martin Jaksch-Fliegenschnee von „Parents for Future Baden“. Der Landtag wurde aufgefordert, das Ziel Klimaneutralität bis 2030 zu beschließen. Gegen Mittag bildete sich im Regierungsviertel von St. Pölten dann eine Demonstration – mehr dazu in noe.ORF.at.
In Salzburg zogen rund 2.000 Demonstrantinnen und Demonstranten durch die Stadt Salzburg – mehr dazu in salzburg.ORF.at. In Klagenfurt startete bereits um 11.00 Uhr die Demonstration. Nach einem eher verhaltenen Beginn mit rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wuchs die Zahl der Demonstrierenden auf 120. Unter Sprechchören ging es eine Runde durch die Innenstadt, bevor die Schlusskundgebung vor der Kärntner Landesregierung stattfand. Nach rund eineinhalb Stunden löste sich die Demo auf.
In Bregenz schlossen sich indes laut den Organisatoren rund 650 Menschen dem Demonstrationszug an – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at. Im Burgenland gab es eine Demo in Oberpullendorf – mehr dazu in burgenland.ORF.at.
Großer Marsch in Linz
Mit einem „Hoch für den Klimaschutz, runter mit der Hitze“ stimmten Freitagnachmittag am Linzer Hauptbahnhof die Organisatoren auf die Klimademo ein. Laut Angaben der Polizei marschierten dann rund 2.000 Teilnehmer friedlich durch die Innenstadt bis zur Donaulände. Unter ihnen sogar Fans von Arnold Schwarzenegger, aber auch heimische Politiker persönlich: Der Spitzenkandidat der Grünen für die oö. Landtagswahl am Sonntag, Landesrat Stefan Kaineder, sowie sein pinkes Pendant Felix Eypeltauer gingen für „Alles für das Klima“ auf die Straße. Demonstranten appellierten auf Plakaten: „Machen wir die OÖ Wahl zur Klimawahl“. Zum Ende hieß es: „Wir waren hier, wir waren laut, weil man uns die Zukunft klaut“ – mehr dazu in ooe.ORF.at(ooe.orf.at
In Klagenfurt startete bereits um 11.00 Uhr die Demonstration am Heiligengeistplatz. Nach einem eher verhaltenen Beginn mit rund 80 Teilnehmern wuchs die Zahl der Demonstrierenden – unter ihnen auch einige Erwachsene – auf 120, als sich der Zug in Bewegung setzte. Unter Sprechchören ging es eine Runde durch die Innenstadt, bevor die Schlusskundgebung vor der Kärntner Landesregierung stattfand
CO2-Emissionen steigen wieder
Schon bevor sich der Demozug in Wien in Bewegung setzte, gab es bei einer Pressekonferenz der „Scientists For Future“ am Vormittag schlechte Nachrichten: Gingen die Emissionen in Österreich im Jahr 2020 coronavirusbedingt um geschätzte acht Prozent gegenüber 2019 zurück, gibt es heuer wieder ein Plus von neun Prozent gegenüber 2020, so neue Berechnungen des Klimawissenschaftlers Gottfried Kirchengast.
Weltweite „Fridays for Future“-Demos
Weltweit findet am Freitag der achte „Fridays for Future“-Klimastreik statt. Hunderttausende junge Menschen gehen auf die Straße, um für den Klimaschutz zu demonstrieren. In mehr als 80 Ländern – auch in Österreich – finden Veranstaltungen statt. Bei der Demo in Berlin nahm auch Greta Thunberg, die Gründerin der Bewegung, teil.
„Es war klar, dass es sich bei dem leichten Rückgang im Vorjahr um keine Trendwende gehandelt hat, sondern dass die Treibhausgase wieder ansteigen werden, darum braucht es das, wofür wir hier auf die Straße gehen“, sagte Hanna Simons, Programmleiterin des WWF Österreich, gegenüber der APA in Wien.
Neben ökologischer Steuerreform, CO2-Bepreisung und Klimaschutzgesetz sei eine Energiesparoffensive „ganz wichtig“, sagte Simons, „denn wenn unser Energieverbrauch weiterhin so ansteigt, werden wir die Klimaziele ganz bestimmt nicht erreichen“. „Fridays For Future“ appellierte an die österreichische Regierung, die Klimakrise endlich als Krise zu behandeln und nicht auf technologische Wunderlösungen zu warten, hieß es in einem Statement am Freitagnachmittag.
Thunberg nennt Deutschland „Klimaschurken“
Insgesamt waren für Freitag rund um den Globus 1.500 Veranstaltungen geplant. Auch in Deutschland fanden Proteste in Dutzenden Städten statt. Große Demonstrationen zogen lautstark und friedlich unter anderem durch Berlin, Hamburg, Köln, Leipzig und Freiburg. Allein in der Hauptstadt sprach die Polizei von einer Teilnehmerzahl im „mittleren fünfstelligen Bereich“.

Als Rednerin in Berlin trat auch die 18-jährige schwedische Initiatorin von „Fridays for Future“, Greta Thunberg, auf. „Ihr müsst wählen gehen, aber das ist nicht genug“, rief sie Tausenden Menschen zu. „Wir wollen Änderung, wir fordern Änderung, wir sind Änderung.“ Thunberg warf Deutschland vor, weltweit der viertgrößte CO2-Emittent zu sein.
„Mit 80 Millionen Menschen ist das schon eine Leistung“, sagte Thunberg und nannte Deutschland einen der größten „Klimaschurken“. In Köln nahm die grüne Spitzenkandidatin Annalena Baerbock teil. SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz bedankte sich auf Twitter für das Engagement, CDU-Kandidat Armin Laschet versprach mehr Tempo beim Klimaschutz.

Angekündigter Durststreik
Für Aufmerksamkeit sorgte in Deutschland ein angekündigter Durststreik von zwei jungen Klimaschützern. Sie hatten dem SPD-Kanzlerkandidaten Scholz ein Ultimatum gesetzt, bis Samstag den Klimanotstand auszurufen. Andernfalls wollten sie in einen Durststreik treten. Bereits zuvor hatten Aktivisten versucht, mit einem Hungerstreik ein Gespräch mit den Kanzlerkandidaten zu erreichen, dieses kam aber nicht zustande. Daraufhin kündigten die Aktivisten den Durststreik an.
Klimaaktivisten in Berlin im Hungerstreik
Klimaaktivistinnen und -aktivisten im Hungerstreik in Berlin haben der deutschen Politik ein Ultimatum für Gespräche gesetzt.
Nach dieser Ankündigung war am Donnerstagabend Grünen-Chef Robert Habeck ins Camp der Klimaaktivisten in der Nähe des Reichstags in Berlin gekommen und hatte die beiden dringend gebeten, den Hungerstreik abzubrechen und nicht noch zu verschärfen. Nach Angaben einer Grünen-Sprecherin kam später auch noch Baerbock ins Camp und sprach mit den jungen Leuten, die den Hungerstreik beendet hatten. Auch Scholz rief zu einem Abbruch des Streiks auf, auf die Forderung ging er aber nicht ein.
Hafenblockade in Dover
Zu einer Blockade des Hafens von Dover durch Klimaaktivisten der Organisation „Insulate Britain“ und einem Polizeieinsatz kam es indes in Großbritannien. Die Aktivistinnen und Aktivisten von „Insulate Britain“ hatten in den vergangenen Wochen mit ihren Aktionen bereits mehrfach für erhebliche Störungen im Verkehr gesorgt – etwa, indem sie sich auf Spuren der Autobahn M25 klebten.

„Wir müssen die Wahrheit über den akuten Horror der Klimakrise aussprechen“, sagte ein Sprecher der Organisation. Es brauche schnell große Veränderungen in notwendigem Maßstab. In Großbritannien sind Organisationen wie „Insulate Britain“ und „Extinction Rebellion“, die auf zivilen Ungehorsam setzen, deutlich präsenter im öffentlichen Raum als „Fridays for Future“.