Effektive Reproduktionszahl sank auf 0,96

Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hat gestern eine neue Clusteranalyse veröffentlicht. Der Anteil der Coronavirus-Fäll mit Reisehintergrund ist deutlich zurückgegangen – von 40,1 Prozent in Kalenderwoche 33 auf 6,4 Prozent in der vorigen Kalenderwoche.

Der Prozentsatz im Bereich Bildung stieg im gleichen Zeitraum trotz Schulbeginns nur von 1,1 auf 6,3 Prozent. Die meisten geklärten Fälle gehen mittlerweile wieder auf Ansteckungen im Haushalt zurück (63,7 Prozent). Die effektive Reproduktionszahl sank laut AGES unterdessen erstmals seit Anfang Juli für Gesamtösterreich unter 1,0 und lag bei 0,96.

Experte: Weitere 800.000 Impfungen nötig

In den vergangenen Tagen kam es zu einer Stagnation bzw. einem leichten Rückgang der 7-Tage-Inzidenz. Simulationsforscher Niki Popper sprach diesbezüglich von „einer vorübergehenden Delle“.

Das relativ warme Wetter, das funktionierende Testen an Schulen und die weniger gewordenen Reiserückkehrer und -rückkehrerinnen seien ausschlaggebend dafür.

800.000 Impfungen müssten noch geschafft werden, dann wäre jetzt schlagend werdenden Effekten wie schlechterem Wetter und mehr Aufenthalt in Innenräumen „allein durchs Impfen“ ohne zusätzliche starke Maßnahmen genügend entgegenzusetzen. „Dann sind wir wirklich aus dem Schneider“, so Popper.

„Kippelige Situation“

13.401 Impfungen wurden gestern durchgeführt. Insgesamt haben laut den Daten des E-Impfpasses 5.685.519 Menschen in Österreich zumindest eine Teilimpfung erhalten, das sind 63,6 Prozent der Einwohner. 5.371.741 Menschen und somit 60,1 Prozent der Bevölkerung sind grundimmunisiert.

Dass die 7-Tage-Inzidenz seit neun Tagen zurückgeht, habe nichts mit den Entwicklungen in anderen Coronavirus-Wellen zu tun, als mit massiven Gegenmaßnahmen gegengesteuert werden musste. „Wir haben jetzt eine sehr kippelige Situation“, analysierte der Forscher im Ö1-Mittagsjournal.

Viele Menschen, wenn auch noch nicht ausreichend viele, seien geimpft und somit „aus den Ausbreitungsnetzwerken draußen“. Gleichzeitig gebe es aber immer noch genug Ressourcen in Bevölkerungsgruppen, die sich infizieren können.

Ansteckungen gehen weiter

Die Ansteckungen würden also weitergehen, aber ohne exponentielles Wachstum wie davor. „Die Frage ist, wie hoch kommen wir da und können wir diesen Anstieg, den wir durchlaufen müssen, niedrig halten“, sagte Popper. Er sprach von einem „logistischen Wachstum“, dabei gehe die Ansteckungskurve zunächst noch exponentiell nach oben, dann werde sie gerade und schmiege sich an die Herdenimmunität an, deren Ausmaß noch nicht bekannt sei.

Die Folge sei eine schrittweise Eindämmung, die Krankheit brauche „immer mehr Kraft“, um neue zu Infizierende zu finden. Österreich stehe „ganz am Anfang dieser Phase“.