Mehrheit in San Marino für Legalisierung von Abtreibungen

In San Marino haben sich die Wählerinnen und Wähler bei einem historischen Referendum klar für die Legalisierung von Abtreibungen ausgesprochen. 77,28 Prozent der Wähler und Wählerinnen in dem stark katholisch geprägten Zwergstaat stimmten dafür, Frauen die Möglichkeit eines Abbruchs bis zur zwölften Schwangerschaftswoche zu eröffnen, wie das Endergebnis der Abstimmung gestern ergab.

Dem Referendum zufolge sollen Frauen auch über die zwölfte Schwangerschaftswoche hinaus abtreiben dürfen, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist oder wenn Missbildungen am Foetus festgestellt wurden, wodurch die Frau physisch oder psychisch gefährdet sein könnte.

Bisher Haftstrafen

San Marino liegt im Gebirge mitten in Italien. Zusammen mit Malta, Andorra und Vatikanstadt ist es einer der letzten Staaten in Europa, in dem Abtreibungen komplett verboten sind – auch im Falle von Vergewaltigungen oder Inzest.

Die Verfechterinnen des bindenden Referendums forderten nun rasche gesetzliche Schritte, um das Ergebnis der Abstimmung umzusetzen. Derzeit drohen Frauen bei Abtreibungen in San Marino bis zu drei Jahre Gefängnis, ausführenden Ärzten sogar bis zu sechs Jahre Haft. Verurteilt wurde deshalb aber bisher niemand: Wenn Frauen abtreiben lassen wollen, fahren sie meist einfach nach Italien.

Bei der Abstimmung waren 35.000 Menschen wahlberechtigt, ein Drittel von ihnen lebt im Ausland. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 41 Prozent, wie aus den Zahlen des Innenministeriums hervorging.