Ungesundes Essen: Kinder weiter im Visier der Werbefirmen

Die Zusagen großer Lebensmittelunternehmen, ihre Produkte in der EU verantwortungsbewusst zu vermarkten, schützt Kinder offensichtlich nicht genügend vor Werbung für ungesundes Essen. Zu diesem Fazit kommt die Europäische Konsumentenorganisation (BEUC) nach Durchführung einer Schnellerhebung.

BEUC und zehn ihrer Mitgliedsorganisationen sammelten dazu im Frühjahr im Rahmen eines Projekts der Universität Liverpool Beispiele von Werbung, die mit Marketing für ungesunde Lebensmittel Kinder anspricht. Sie rufen zu strengeren und auch verbindlichen Regeln in der EU auf. Bisher gibt es nämlich nur eine Selbstverpflichtung der Unternehmen „(The EU-Pledge“).

Verbote gefordert

Diese habe aber große Lücken, so BEUC. Die Produkte, die für die Vermarktung an Kinder als akzeptabel erachtet würden, enthielten zu viele „besorgniserregende“ Nährstoffe, heißt es.

In Fernsehen und Internet würden die Werbefirmen für Kinder ungeeignete Produkte bewerben, auch in Formaten mit großem Kinderpublikum. Die Unternehmen kämen auch damit durch, ihre eigenen Regeln zu verletzen. Das Beschwerdeverfahren im Rahmen der „EU-Pledge“ sei zu langsam und nachsichtig.

Die Verbraucherschutzorganisationen fordern nun ein Onlineverbot für die Vermarktung ungesunder Lebensmittel sowie ein Ende von Ausstrahlungen von Werbespots für ungesundes Essen zu Zeiten, in denen Kinder am meisten fernsehen. Außerdem solle es ein Verbot geben für Marketingtechniken auf Lebensmittelverpackungen, die Kinder als Ziel haben, etwa mit Zeichentrickfiguren.

„Selbstverpflichtung wirkt nicht“

Fettleibigkeit und Übergewicht sind bei Kindern ein wachsendes Problem, in einigen Regionen Europas leidet laut der Weltgesundheitsorganisation jedes dritte Kind im Alter von sechs bis neun Jahren an Übergewicht oder Fettleibigkeit. „Die Selbstverpflichtung hat immer wieder gezeigt, dass Werbung für Kinder nicht ausreichend einschränkt", so Monique Goyens von BEUC in einer Aussendung.

„Die eigenen Verpflichtungen der Lebensmittelindustrie dienen lediglich dazu, die politischen Entscheidungsträger auf dem Papier zu beruhigen und sich Zeit zu verschaffen, während unsere Kinder tagein, tagaus mit Werbung für ungesunde Lebensmittel gefüttert werden.“

Die Politik könne „im Wissen um den starken Einfluss von Lebensmittelwerbung auf das Essen von Kindern in Verbindung mit einer Adipositas-Epidemie“ nicht mehr wegsehen. „Es ist höchste Zeit, dass die EU zusammenarbeitet und endlich Regeln mit Zähnen aufstellt“, so Goyens.