Elke Kahr und KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler bei einer Wahlparty der KPÖ.
APA/Erwin Scheriau
Grazer KPÖ-Sieg

Auch Medien im Ausland staunen

Nach einem im Vorfeld noch als „Wahlschlaf“ abgekanzelten Wahlkampf sorgt das Ergebnis der Grazer Gemeinderatswahl nun doch für reichlich Gesprächsstoff. Selbst im Ausland zeigt man sich darüber erstaunt, dass in der steirischen Landeshauptstadt nun eine kommunistische Partei den Ton angibt.

In Österreichs zweitgrößter Stadt haben die Kommunisten völlig unterwartet die Wahlen gewonnen, heißt es dazu etwa bei „Washington Post“, ABC News und „El Mundo“, „Anti-Vaxxer und Kommunisten überraschen bei österreichischen Regionalwahlen“ beim US-Wirtschaftsportal Bloomberg, das so wie andere internationale Medien auch auf das Abschneiden der impfskeptischen Partei Menschen-Freiheit-Grundrechte (MFG) bei der Landtagswahl in Oberösterreich verweist.

Im Fokus steht dennoch der „Überraschungssieg der Kommunistischen Partei in Graz, der zweitgrößten Stadt des Landes“, und damit ein Ergebnis, so das französische Nachrichtenportal 20minutes, das „in den Umfragen nicht erwartet worden“ war. Selbst die KPÖ-Spitzenkandidatin habe nicht damit gerechnet, erinnert der niederländische TV-Sender NOS an die erste Reaktion von Elke Kahr, die nun auch als erste Frau das Amt von Langzeitbürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) übernehmen könnte.

Fokus auf „Alltagsthemen“

„Es sollte zu denken geben, dass die Kommunisten eine Wahl in Österreich gewinnen“, zitiert NOS die Reaktion von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und stellt in diesem Zusammenhang die auch von anderen Beobachtern am Montag wieder aus der Schublade geholte Frage, wie kommunistisch die Grazer KPÖ denn sei – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Geht es nach dem Nachrichtenportal Euractiv, hat die KPÖ in Graz „die marxistische Ideologie zurückgeschraubt“ und konzentriert sich „stattdessen auf die Alltagstauglichkeit ihrer Maßnahmen“ für die Bürgerinnen und Bürger. Der Partei sei es in Graz demnach gelungen, etwa durch ihren Wohnungsnotruf eine solide Wählerbasis aufzubauen. Dazu komme diesmal wohl auch eine gewisse Unzufriedenheit mit den CoV-Maßnahmen, wie neben Euractiv auch Bloomberg dazu anmerkt.

„Umfragenkaiserin der Stadt“

Die Kommunisten seien in Graz durch eine „dienstleistungsorientierte Politik“ groß geworden, verweist dann auch NOS auf den immer wieder als „Grazer Phänomen“ bezeichneten Sonderweg der KPÖ in der steirischen Landeshauptstadt. „Manche Leute machen einige Wochen vor den Wahlen Versprechungen. Wir sind jeden Tag und seit Jahren für die Menschen da, vor allem für die Ärmsten“, zitierte dazu 20minutes Kahr. So wie andere Medien erinnert das Nachrichtenportal aber auch: Die KPÖ-Chefin zeigte sich in ihrer ersten Reaktion selbst vom nun eingefahrenen Ergebnis „mehr als überrascht“.

Dabei war vor der Wahl etwa in der „Berliner Zeitung“ schon zu lesen: „Wer die beliebteste Politikerin von Graz, der Hauptstadt der Steiermark, sprechen will, trifft sie nicht in ihrem Büro im kuppelgekrönten Rathaus am schmucken Hauptplatz, sondern im Volkshaus, Brennpunktviertel Gries (…)“. Die auf Volksnähe setzende Kahr war demnach schon Anfang September „die Umfragenkaiserin der Stadt“.

„Gute Lust fortzufahren“

Die dahinterliegende Umfrage wurde durch das Wahlergebnis bestätigt, und am Tag nach der Wahl freundet sich Kahr nun zunehmend mit dem Gedanken an die Grazer Bürgermeisterin-Funktion an. Was die weitere Vorgangsweise betrifft, will sie als Erstes auf die zweitstärkste Partei – die ÖVP – zugehen und mit Noch-Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) sprechen. „Mir geht es um den größtmöglichen Konsens, und wir werden schauen, welche Überlegungen die ÖVP aus den Geschehnissen zieht“, so die derzeitige Verkehrsstadträtin zu den Sondierungen. Es sei der Wunsch der Wähler gewesen, die KPÖ zur stärksten Partei zu machen, und das sei ja auch ein Auftrag: „Ich habe jedenfalls gute Lust fortzufahren“ – mehr dazu in steiermark.ORF.at.