Japans Prinzessin Mako und ihr Verlobter Kei Komuro
Reuters
Royales Hochzeitsdrama

Japans Harry-und-Meghan-Moment

Im vergangenen Jahr hat kaum ein Weg an Harry, Meghan und ihrer Trennung vom britischen Adel vorbeigeführt. Doch auch in einem anderen Königshaus spielt sich derzeit ein Drama ähnlichen Ausmaßes ab. Es geht um die Hochzeit zwischen der japanischen Prinzessin Mako und ihrem von der Presse aufs Korn genommenen Verlobten Kei Komuro. Diese war bereits vor drei Jahren wegen eines Streits um Geld abgeblasen worden. Nun dürfte die Eheschließung doch bald stattfinden – und wieder damit enden, dass sich ein junges Paar vom Adel lossagt.

Die 29-jährige Prinzessin Mako ist bereits seit vier Jahren mit ihrem Studienfreund verlobt und seit 2012 mit ihm zusammen. Man sei „unersetzbar für den anderen“, so die Prinzessin. Und doch wurde eine geplante Hochzeit im Jahr 2018 plötzlich abgesagt. Hintergrund war ein Disput über Geld innerhalb von Komuros Familie, der dem eng an Traditionen gebundenen Kaiserhaus sauer aufstieß.

Gestritten wurde um 40.000 Euro, die ein ehemaliger Verlobter von Komuros Mutter in einem Interview öffentlich einforderte. Die Bevölkerung reagierte pikiert auf die Aussicht, dass Schulden von Komuros Mutter mit Steuergeld bezahlt werden könnten. Zudem zogen sich Komuro und seine Mutter vor dem japanischen Anspruch stetiger „Gesichtswahrung“ wegen „würdelosen“ Verhaltens die Missgunst der Öffentlichkeit auf sich.

Japans Prinzessin Mako
APA/AFP/Aizar Raldes
Prinzessin Mako wartet auf die Eheschließung

Komuro selbst musste sich daraufhin mit einem 28-seitigen Statement rechtfertigen und versprach eine Lösung für die Affäre. Doch die Bemühungen des heute 29-Jährigen reichten nicht. Die Hochzeit wurde verschoben – offiziell gemäß Makos Wunsch. Sie ist die Tochter von Kronprinz Akishino, dem jüngeren Bruder von Kaiser Naruhito.

„Flucht“ in die USA

Mittlerweile sind seit der Verlobung mehrere Jahre verstrichen, in denen sich das Paar offenbar deutlich vom Kaiserhaus entfernt, aber zueinander gehalten hat. Komuro „verschwand“ in die USA und absolvierte in New York ein Jusstudium. Nun kam er am Dienstag zum ersten Mal seit mehr als drei Jahren wieder nach Japan – begleitet von einem regelrechten Medienzirkus.

Seine Ankunft auf einem Flughafen in der Nähe von Tokio wurde live im Fernsehen übertragen, der Jurist von einer ganzen Schar an Reportern und Blitzlichtgewitter empfangen. Er verbeugte sich und verließ den Flughafen, ohne sich zu äußern. Für Aufregung sorgte dabei sein langes, zu einem Pferdeschwanz gebundenes Haar, das es prompt auf die Titelseiten von Boulevardblättern schaffte. Auch das Haus seiner Familie, in das er sich für die verpflichtende Quarantäne begab, wurde von der Presse belagert.

Boulevardmedien in voller Fahrt

Es wird nun erwartet, dass Komuro und Mako bald eine Pressekonferenz zu ihrem Hochzeitstermin geben und die Feierlichkeiten noch heuer über die Bühne gehen könnten. Doch die japanische Öffentlichkeit scheint nach wie vor nicht mit dem Paar versöhnt zu sein. So zitierte etwa die „Washington Post“ eine Onlineumfrage der Zeitung „Asahi Shimbun“, der zufolge nur fünf Prozent dem Paar zur Eheschließung gratulieren würden.

Kei Komuro
Reuters/Kyodo
Der Pferdeschwanz sorgte für Schlagzeilen, der Jurist selbst für einen Medienrummel

Die Boulevardmedien sind bereits voll mit Artikeln, in denen vermeintliche soziale Fehltritte Komuros und seiner Mutter ausgebreitet werden – ein Blatt schildert etwa, wie er trotz eines entsprechenden Verbots in einer Bibliothek Fotos von Büchern gemacht habe, ein anderes zitiert ehemalige Arbeitskollegen, laut denen Komuro sie auf dem Gang nicht gegrüßt habe. In einem südkoreanischen Blatt sorgte das für Häme: Japan zeige in dem Fall seine „prämoderne Seite“.

Mako verzichtet auf Millionenzahlung

Nun deutet auch alles auf eine schmucklose Hochzeit hin, die weitgehend getrennt vom strikten Zeremoniell des Kaiserhauses ablaufen wird. Mehrere traditionelle Schritte der Festlichkeiten sollen ausfallen, die Trauung in kleinem Rahmen stattfinden. Und auch Mako selbst scheint ein Signal schicken zu wollen: Weil im japanischen Kaiserhaus bei einer Hochzeit mit Bürgerlichen nur Männer ihren Status behalten, verliert Mako durch die Hochzeit ihren Adelstitel. Sie gilt künftig als Privatperson.

Damit stünde ihr per Gesetz eigentlich auch eine Zahlung von rund 1,1 Millionen Euro durch den japanischen Staat zu. Doch die studierte Museologin will offenbar freiwillig verzichten und das Geld notfalls stiften, um mögliche Verpflichtungen abzuwenden. Zudem soll damit offenbar der Eindruck abgewendet werden, es ginge Komuro nur ums Geld.

Neuanfang wahrscheinlich

Es wird nun davon ausgegangen, dass das Paar nach der Hochzeit in die USA umsiedelt. Komuro hat bereits seine Anwaltsprüfung für die USA abgelegt und erwartet eine Anstellung bei einer New Yorker Kanzlei. Damit sollte auch der nach wie vor aufrechte finanzielle Disput gelöst werden können. Mako wird nach der Hochzeit wohl zu ihm ziehen. „Sie schmeißt alles hin“, sagte der Japan-Kenner Ernst Lokowandt gegenüber der dpa. Das sei letztlich ein Befreiungsschlag von dem restriktiven und traditionellen Leben im Adel.

Der Streit spielt sich auch vor dem Hintergrund zunehmender Nachwuchsprobleme ab. Der ältesten Erbmonarchie der Welt geht nämlich allmählich der Nachwuchs aus. Nur Männer dürfen nach dem geltenden Gesetz auf den Thron. Makos jüngerer Bruder, der 15 Jahre alte Prinz Hisahito, ist das einzige nach ihrem Vater verbliebene männliche Mitglied der jüngsten Generation der kaiserlichen Familie. Immer wieder wird über eine mögliche Gesetzesänderung spekuliert.