Haftanstalt Guayas N1 in Ecuador
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Über 100 Tote in Ecuador

Blutige Bilanz nach Kämpfen in Gefängnis

Verfeindete Gangs haben in einem Gefängnis nahe der ecuadorianischen Wirtschaftsmetropole Guayaquil ein Blutbad angerichtet: 116 Gefangene kamen bei gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen kriminellen Banden in der Haftanstalt Guayas N1 ums Leben, wie die Staatsanwaltschaft des südamerikanischen Landes am Mittwoch (Ortszeit) mitteilte. Weitere 78 Gefangene und zwei Polizisten seien bei den Kämpfen verletzt worden.

„Es ist eine Tragödie, dass die kriminellen Banden im Kampf um die Kontrolle so weit gehen“, sagte der Leiter des Strafvollzugs, Bolivar Garzon, im Radiosender FM Mundo. Mehrere Opfer sollen enthauptet worden sein. Soldaten zogen einen Sicherheitskordon um die Haftanstalt, um die Arbeit der Ermittler und Forensiker abzusichern.

Bei den Bandenkämpfen kamen laut den Angaben auch Schusswaffen und Sprengsätze zum Einsatz. Spezialeinsatzkräfte der Polizei brachten die Haftanstalt danach wieder unter ihre Kontrolle. Rund 400 Beamte seien an dem Einsatz beteiligt gewesen, sagte Polizeichef Fausto Buenano. Die Polizisten seien beschossen worden. Bei dem Einsatz wurden Schusswaffen, Messer, Munition und Drogen sichergestellt.

Gefangenen auf einem Dach der Haftanstalt Guayas N1 in Ecuador
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Mehrere Gefangene flüchteten auf das Dach des Gefängnisses

Beamte in Schmuggel verwickelt?

Den Banden gelinge es immer wieder, Waffen in das Gefängnis zu schmuggeln, räumte der Leiter des Strafvollzugs, Garzon, ein. Er war zum Zeitpunkt des Massakers gerade einmal einen Tag im Amt. Möglicherweise seien auch Justizvollzugsbeamte in den Schmuggel verwickelt.

Ecuador: Über 100 Tote nach Bandenkämpfen in Haftanstalt

Verfeindete Gangs haben in einem Gefängnis nahe der ecuadorianischen Wirtschaftsmetropole Guayaquil ein Blutbad angerichtet. Über 100 Gefangene kamen bei gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen kriminellen Banden in der Haftanstalt Guayas N1 ums Leben.

Vor dem Leichenschauhaus in Guayaquil warteten zahlreiche Angehörige von Häftlingen auf Informationen. Eine 35-Jährige sagte der Zeitung „El Universo“, sie habe ihren getöteten Mann in einem Video aus dem Gefängnis erkannt. Er habe eine einjährige Freiheitsstrafe abgesessen und wäre in drei Monaten entlassen worden, wurde die Mutter in der Zeitung zitiert.

Gepanzerte Fahrzeuge in Haftanstalt eingerückt

Die Lage in dem Gefängnis blieb auch nach dem Ende der Kämpfe angespannt. Einsatzkräfte rückten mit gepanzerten Fahrzeugen in die Haftanstalt ein. Die Gefängnisleitung untersagte die Lieferung von Lebensmitteln. Damit solle verhindert werden, dass Menschen von außerhalb als Geiseln genommen werden, sagte Garzon. Außerdem schwäche es die Gefangenen und breche den Kampfgeist.

Razzia in Gefängnis nach tödlichen Bandenkämpfen

Nach gewaltsamen Auseinandersetzungen in einem Gefängnis in Ecuador haben 400 Polizisten das Gebäude gestürmt und eine großangelegte Razzia durchgeführt. Während der Bandenkämpfe wurden sowohl Schusswaffen als auch Sprengstoff eingesetzt, mindestens 114 Häftlinge kamen dabei zu Tode.

60 Tage Ausnahmezustand über Strafvollzug verhängt

Präsident Guillermo Lasso verhängte für 60 Tage den Ausnahmezustand über den Strafvollzug im ganzen Land. „Es ist bedauerlich, dass die Banden versuchen, die Gefängnisse zu einem Schlachtfeld für ihre Machtkämpfe zu machen“, sagte der Staatschef bei einer Pressekonferenz.

In Ecuador kam es in den vergangenen Monaten immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen in Gefängnissen. Im Juli kamen bei Krawallen in Haftanstalten in Cotopaxi und Guayaquil insgesamt 21 Menschen ums Leben. Im Februar waren bei heftigen Zusammenstößen zwischen rivalisierenden Banden in mehreren Gefängnissen 79 Menschen getötet worden.

In Lateinamerika werden viele Strafanstalten von Gangs kontrolliert. Oftmals sorgen die Sicherheitskräfte lediglich dafür, dass die Gefangenen in den Haftanstalten bleiben. Innerhalb der Mauern bleiben sich die Häftlinge weitgehend selbst überlassen. Zahlreiche inhaftierte Gangbosse steuern die Geschäfte ihrer kriminellen Organisationen aus dem Gefängnis heraus.