Nordkorea: Kim holt Schwester ins höchste Gremium

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat seine einflussreiche Schwester Kim Yo Jong ins höchste Entscheidungsgremium des abgeschotteten Staates aufgenommen. Wie die amtliche Nachrichtenagentur KCNA heute berichtete, wählten die Abgeordneten der Obersten Volksversammlung in Pjöngjang unter anderen Kim Yo Jong zum neuen Mitglied der Kommission für Staatsangelegenheiten. Ihr Bruder ist Vorsitzender des Machtorgans.

Kim Yo Jong, deren Alter in Südkorea auf 34 Jahre geschätzt wird, gilt schon seit einigen Jahren als enge Beraterin ihres um einige Jahre älteren Bruders. Offiziell ist sie Vizeabteilungsleiterin des Zentralkomitees der in Nordkorea herrschenden Arbeiterpartei.

„De-facto-Führerin Nummer zwei“

Im August des vergangenen Jahres hatte Südkoreas Geheimdienst mitgeteilt, Kim Jong Un habe einen Teil seiner Machtbefugnisse an einige enge Vertraute inklusive seiner Schwester übertragen. Die Schwester sei mittlerweile anscheinend die „De-facto-Führerin Nummer zwei“ und nun für die Politik Pjöngjangs gegenüber Südkorea und den USA verantwortlich.

Neben Kim Yo Jong wurden sechs weitere Funktionäre im Zuge einer größeren personellen Umbesetzung zu neuen Mitgliedern der Kommission für Staatsangelegenheiten befördert. Der Abgeordnete Kim Tok Hun wurde den Berichten zufolge zum Stellvertreter Kim Jong Uns in dem Gremium gewählt.

Die im Ausland auch als Scheinparlament bezeichnete Oberste Volksversammlung tritt nur ein- oder zweimal jährlich zusammen, um Beschlüsse der Staatsführung und der Partei zu billigen.

Kim will Kommunikationskanäle mit Südkorea wieder öffnen

Nach wochenlanger Unterbrechung will Nordkorea die Kommunikationskanäle zu Südkorea wieder öffnen. Das sagte Kim in einer Rede vor dem Parlament in Pjöngjang. Beide Staaten hatten die Kommunikationskanäle zwischen den Regierungen und den Militärs bereits Ende Juli wieder geöffnet, nachdem sie Nordkorea im vergangenen Jahr aufgrund neuer Spannungen einseitig gekappt hatte.

Doch nach nur zwei Wochen hatte Nordkorea die Verbindung aus Protest gegen gemeinsame Militärübungen Südkoreas und der USA wieder eingestellt. Ob Kim mit der beabsichtigten Wiederherstellung den direkten Weg zum Dialog mit Seoul sucht, war zunächst unklar.