Toter bei Razzia gegen Migranten in Libyen

Bei einer Großrazzia libyscher Sicherheitskräfte gegen Migranten und Migrantinnen in der Hauptstadt Tripolis ist ein Flüchtling getötet worden. Mindestens 15 weitere wurden verletzt, sechs davon schwer, wie die UNO-Mission in dem nordafrikanischen Land gestern Abend meldete. Sie zeigte sich angesichts des gewaltsamen Vorgehens der libyschen Sicherheitskräfte „extrem besorgt“.

Übermäßige Gewalt von Sicherheitskräften verstoße gegen nationales und internationales Recht. Bei der Razzia in Stadtteil Gargaresch im Westen von Tripolis waren am Freitag rund 4.000 Migranten festgenommen worden.

Die UNO erklärten, die Migranten seien in ihren Häusern drangsaliert und geschlagen worden. Es sei auch auf sie geschossen worden. Berichten zufolge sei ein junger Migrant durch einen Schuss getötet worden. Fünf weitere hätten Schusswunden erlitten. Zwei von ihnen lägen auf der Intensivstation, teilten die UNO weiter mit. Unter den Festgenommenen waren den Angaben zufolge auch Frauen und Kinder.

Ministerium: Razzia richtete sich gegen Kriminelle

Das libysche Innenministerium hatte erklärt, die Razzia habe sich gegen „Drogenhändler, Alkoholschmuggler und illegale Migranten“ gerichtet. Sie seien in ein Sammellager gebracht worden und sollten auf andere Lager verteilt werden. Bilder des Innenministeriums zeigen, wie bewaffnete und teils vermummte Sicherheitskräfte die Menschen festnehmen und auf Pick-ups in das Lager transportieren.

In Libyen herrscht seit dem Sturz von Langzeitherrscher Muammar al-Gaddafi vor rund zehn Jahren Bürgerkrieg. Das nordafrikanische Land hat sich seitdem zur wichtigsten Transitroute für Flüchtlinge aus Afrika entwickelt, die nach Europa wollen. Immer wieder sterben viele Menschen auf der gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer.

Migranten sind Menschenrechtlern zufolge in Libyen immer wieder Gewalt, Erpressung und Zwangsarbeit ausgesetzt. In Internierungslagern, die dem libyschen Innenministerium unterstellt sind, würden Migranten ausgehungert und ausgebeutet, erklärte Amnesty International im Juli. Bei Fluchtversuchen seien einige durch Schüsse von Wachleuten teils verletzt oder sogar getötet worden.