Apps, darunter die von Facebook, Instagram und WhatsApp, auf einem Mobiltelefon
APA/AFP/Arun Sankar
Stundenlang down

Großer Ausfall bei Facebook-Diensten

Bei einem ungewöhnlich großen Ausfall sind am Montag gleich mehrere Dienste des Facebook-Konzerns auf breiter Front vom Netz gegangen. Neben der eigentlichen Facebook-Plattform waren auch der Chatdienst WhatsApp und die App Instagram für viele nicht zu erreichen, wie Störungsmeldungen auf Websites wie Downdetector zeigten. Die Störung dauerte stundenlang.

Nutzerinnen und Nutzer der Facebook-Website sahen ab kurz vor 17.00 Uhr lediglich eine Fehlerseite oder eine Meldung, dass ihr Browser keine Verbindung herstellen konnte. Die Apps WhatsApp und Instagram funktionierten weiterhin, zeigten aber keine neuen Inhalte an, auch keine Nachrichten, die während der Probleme gesendet oder empfangen wurden. Auf Downdetector.com wurde über Hunderttausende Vorfälle in Zusammenhang mit den populären Apps berichtet.

Ausfälle seiner Netzwerke kommen relativ selten vor, haben aber oft enorme Auswirkungen. Facebook-Sprecher Andy Stone reagierte via Twitter, das Unternehmen sei sich bewusst, dass es Probleme gebe. „Wir arbeiten daran, den Betrieb so schnell wie möglich wieder aufzunehmen, und entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten“, schrieb Stone. Nach rund sechs Stunden schien Facebook den Ausfall in den Griff zu bekommen. Kurz vor Mitternacht berichteten immer mehr Nutzerinnen und Nutzer, dass die Dienste des weltgrößten Onlinenetzwerks für sie wieder funktionieren.

Oft kryptische Erklärungen

Das Unternehmen ist oft kryptisch, wenn es um die Ursachen von Problemen geht, und neigt nicht dazu, sie zu erklären, selbst wenn sie behoben sind. Im Jahr 2019 gab es etwa den größten Ausfall seit Jahren. Der Konzern reagierte anschließend lediglich, dass es bei „routinemäßigen Wartungsarbeiten“ zu einem „Problem“ gekommen sei.

Für einige Experten sieht es diesmal nach einem Problem mit dem DNS-Service aus. Dieser Dienst sorgt unter anderem dafür, dass mit Buchstaben eingetippte Websitenamen in die IP-Adressen übersetzt werden, damit diese angesteuert werden können.

Fehlermeldung beim Laden der Facebook-Seite auf einem Laptop
APA/AFP/Getty Images/Justin Sullivan

DNS-Dienste verstopft

Der Technikchef des Cloud-Dienstleisters Cloudflare, John Graham-Cumming, verwies darauf, dass Nutzerinnen und Nutzer und auch Software weiterhin versuchten, Facebook-Dienste anzusteuern. Das sorge für einen exorbitanten Anstieg der Auslastung anderer DNS-Dienste.

Auf den Störungsplattformen meldeten Nutzerinnen und Nutzer zum Teil Probleme auch mit anderen Onlinediensten, die sich jedoch zunächst nicht weiträumig bestätigten. So liefen beim großen Webdienstleister AWS von Amazon, auf den viele Start-ups und große Unternehmen zurückgreifen, laut der Statusseite alle Angebote normal.

Cyberattacke unwahrscheinlich

Zwei namentlich nicht genannte IT-Sicherheitsexperten von Facebook sagten der „New York Times“, eine Cyberattacke als Auslöser der Probleme erscheine unwahrscheinlich. Denn die Technologie hinter den einzelnen Apps des Konzerns sei zu unterschiedlich, um sie mit einer Cyberattacke alle gleichzeitig offline zu bringen.

DNS-Störungen passieren immer wieder einmal. So hatte eine davon im Juli dafür gesorgt, dass zahlreiche Websites zeitweise nicht erreichbar waren. Auslöser waren damals Probleme beim Dienstleister Akamai. Die Zentralisierung der Netzinfrastruktur bei großen Anbietern sorgt dafür, dass der Ausfall bei einer Firma gleich mehrere Dienste und Websites vom Netz reißen kann.

Auch Anfang Juni waren bereits zahlreiche Websites weltweit nach einer Störung beim Cloud-Dienst Fastly rund eine Stunde nicht erreichbar gewesen. Damals betroffen waren unter anderem die Seite der britischen Regierung, die Plattform Reddit sowie die Nachrichtenportale des „Guardian“, der „New York Times“, der „Financial Times“ und der französischen Zeitung „Le Monde“.

Für Facebook, das gerade in den USA unter verstärktem politischem Druck steht, war der Ausfall eine blamable Krönung ohnehin schlechter Wochen. Erst am Sonntag hatte eine ehemalige Mitarbeiterin sich als Whistleblowerin zu erkennen gegeben und warf dem Onlinenetzwerk vor, Profit über das Wohl der Nutzer zu stellen. Am Dienstag sollte sie im US-Senat befragt werden.

Der Kurznachrichtendienst Twitter war am Montag entsprechend voller Scherze darüber, wie das Verschwinden von Facebook alles auf einen Schlag besser gemacht habe, bis hin zum Weltfrieden. „Hoffentlich gehen facebook, instagram und whatsapp nie wieder an“, twitterte der Satiriker Jan Böhmermann.