Experte zu CoV-Medikamenten: Noch keine „Wunderwaffe“

Die Medizin ist einer besseren Behandlung von Covid-19 mit Medikamenten in den vergangenen eineinhalb Jahren deutlich nähergerückt. Das sagte Lungenfacharzt Bernd Lamprecht heute anlässlich der 45. Jahrestagung der Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP). Eine „Wunderwaffe“ gebe es jedoch bisher nicht. „Die Effektivität einer Impfung ist hier höher einzuschätzen“, sagte der Mediziner.

Insgesamt werden derzeit mehr als 1.550 Substanzen als Kandidaten für eine mögliche Therapie von Covid-19 betrachtet, sagte Lamprecht. 28 dieser Substanzen haben bisher eine ordnungsgemäße Zulassung oder Notfallzulassung.

Darunter sind einerseits antivirale Präparate, die gegen das Virus selbst wirken sollen, wie Remdesivir und Favipiravir. Andererseits werden antientzündliche Präparate wie Dexamethasone, Hydrocortisone und Methylprednisolone bzw. immunmodulatorische Präparate, die dämpfend auf das überschießende Immunsystem wirken (z. B. Tocilizumab, Baricitrinib und Sarilumab), eingesetzt.

Die unterschiedlichen Mittel werden jeweils in unterschiedlichen Phasen und Schweregraden einer Erkrankung eingesetzt. Das ersetze aber nicht die Prävention durch eine Impfung.

Auch Covid-19 bei Kindern Thema

Weiteres Thema der ÖGP-Jahrestagung „Pneumology reloaded – Lunge voraus“, die von morgen bis Freitag online abgehalten wird, ist Covid-19 bei Kindern. Weiterhin könne festgestellt werden, dass die akute CoV-Erkrankung für Kinder ohne Grunderkrankung in der Regel nicht sehr bedrohlich ist, so ÖGP-Präsident Ernst Ebner. „Das gilt nicht für Kinder mit Vorerkrankungen“, so Ebner.

Dabei sind vor allem neuromuskuläre Erkrankungen ein Risiko, aber nicht Asthma. Außerdem tritt laut österreichischen Daten bei rund einem von 1.000 infizierten Kindern und Jugendlichen drei bis sechs Wochen nach einer Infektion ein Hyperinflammationssyndrom mit Multiorganbeteiligung auf, auch „Long Covid“ kann bei Kindern auftreten.

Impfungen von Kindern seien daher wichtig für den Eigenschutz vor seltenen schweren Verläufen und „Long Covid“ und für den Gemeinschaftsschutz, auch um Quarantänen zu verhindern, sagte Ebner. „Sehr, sehr selten“ können Kinder auch am Coronavirus sterben, auch künstliche Beatmung ist immer wieder notwendig, warnte er.