Der Verein der Chefredakteure übt heftige Kritik an den von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) behaupteten Vorgängen um Gegengeschäfte zu Anzeigen und gekaufte, manipulierte Meinungsumfragen.
„Die in den Justizunterlagen beschriebenen Zustände sind unethisch, unmoralisch und verwerflich. Medienkonsumenten wurden dadurch getäuscht, der Ruf der Medienbranche beschädigt“, erklärten Chefredakteurinnen und Chefredakteure in einer gemeinsamen Erklärung.
Dem Verein gehören die Chefredakteurinnen und Chefredakteure von APA, „Der Standard“, „Die Furche“, „Die Presse“, „Falter“, „Kleine Zeitung“, „Kurier“, „News“, „Niederösterreichische Nachrichten“, „Oberösterreichische Nachrichten“, „Oberösterreichisches Volksblatt“, „profil“, „Salzburger Nachrichten“, „Tiroler Tageszeitung“, „trend“, „Vorarlberger Nachrichten“ und „Wiener Zeitung“ an.
Rote Linie zwischen Redaktion und Anzeigenabteilung
Die Chefredakteurinnen und Chefredakteure räumten zudem mit der irrigen Annahme auf, wonach es für Inserate Gegenleistung in Form von redaktioneller Berichterstattung gebe. Auch wenn einzelne Gratistitel auf Basis dieses Konzepts ihre Geschäftsmodelle und Verlagsimperien aufgebaut haben sollten, gebe es in den allermeisten Medienhäusern rote Linien und eine strikte Trennung zwischen Redaktion und Anzeigenabteilung.
Dass durch die via Staatsanwaltschaft kolportierten Vorgänge Werbung in Medien unter Generalverdacht gerate und desavouiert werde, bedauern die Chefredakteure. „Anzeigenerlöse waren neben Abo- und Verkaufserlösen über Jahrzehnte eine wichtige Einnahmequelle von Medien und haben einen Beitrag zur wirtschaftlichen Basis und Unabhängigkeit geleistet, die für die redaktionelle Unabhängigkeit unabdingbar ist. Wir sind aber überzeugt, dass kritischer Journalismus ein attraktives Geschäftsmodell ist und bleibt.“