ÖVP-Affäre: „Kurz-Effekt“ bei Research Affairs etwas stärker

Die Korruptionsermittlungen gegen Bundeskanzler Sebastian Kurz und die ÖVP werfen nun ein neues Schlaglicht auf den „Kurz-Effekt“ in den Meinungsumfragen des Mai 2017.

Nach der Übernahme der ÖVP-Führung durch Sebastian Kurz konnte die ÖVP zwar ihren Rückstand auf FPÖ und SPÖ in allen Umfragen in einen Vorsprung verwandeln. Etwas stärker ausgeprägt war dieser Effekt aber bei dem nun der Manipulation verdächtigten Institut Research Affairs.

ÖVP-Vorsprung nach Führungswechsel

In den Monaten vor der Übernahme der ÖVP-Führung durch Kurz war die damals noch schwarze Partei konstant an dritter Stelle gelegen – hinter FPÖ und SPÖ. Mit dem Rücktritt Mitterlehners und dem Wechsel auf Kurz schnellte die ÖVP schlagartig nach oben. Der Rückstand auf die SPÖ von bis zu zehn Prozentpunkten kippte in einen deutlichen Vorsprung.

eine Grafik zeigt Prognosen umstrittener ÖVP-Umfragen aus dem Jahr 2017
Grafik: APA/ORF,at; Quelle: neuwal.com/APA

Die abgebildeten Umfragen unterliegen einer Schwankungsbreite, weshalb unterschiedliche Ergebnisse unterschiedlicher Institute vorkommen können – auch je nach Anzahl der Befragten. Wie ein Rückblick auf die damals veröffentlichten Umfragen – gesammelt von der Initiative Neuwal.com – zeigt, war der Kurz-Effekt bei allen Instituten spürbar. Etwas stärker ausgeprägt war er gerade in den ersten Wochen aber bei Research Affairs.

Differenzen bei Umfragewerten

Tatsächlich weist das Institut in den via Tageszeitung „Österreich“ veröffentlichten Umfragen für die ÖVP unter Mitterlehner besonders häufig Werte unter 20 Prozent aus, während die Partei bei anderen Instituten etwas besser abschneidet. So liegt die ÖVP in an drei aufeinanderfolgenden Tagen veröffentlichten Umfragen im März 2017 bei Research Affairs bei 19, bei Unique Research bei 22 und bei Market bei 20 Prozent.

Nach der Übernahme durch Kurz kippt das Bild dann ins Gegenteil: Research Affairs weist für die „türkise“ ÖVP mit 35 Prozent den höchsten Wert aus – die anderen Institute liegen mit 31 bis 33 Prozent dahinter.

Unterschiede auch bei SPÖ-Werten

Noch deutlicher werden die Unterschiede zwischen den Instituten, wenn man auch die Werte der unmittelbaren Kanzlerkonkurrentin SPÖ berücksichtigt. Denn diese lag im Mai und Juni 2017 bei den anderen Instituten zwischen 26 und 28 Prozent, bei Research Affairs aber nur bei 20 bis 23 Prozent.

Damit bescheinigten diese Umfragen der ÖVP einen Vorsprung von bis zu 15 Prozentpunkten, während der Unterschied zwischen ÖVP und SPÖ bei den anderen Instituten bei maximal acht Prozentpunkten lag.