Spanien: Streit um heißes Musikvideo in Kathedrale

Ein in der Kathedrale von Toledo gedrehtes heißes Musikvideo von zwei Latino-Popstars erregt in Spanien die Gemüter. Und sorgt sogar für einen „Krieg“ innerhalb der katholischen Kirche, wie die Zeitung „El Mundo“ schreibt. Leser des renommierten, konservativen Blatts sprachen am Wochenende in den Onlinekommentaren von einer „Schande“ und einer „Provokation“. Kirchenvertreter sagten in Interviews unisono: „Dieses Video beleidigt Gott schwer.“

Bischof entschuldigt sich

In dem Video zum Lied „Ateo“ (dt.: Atheist) tanzen der spanische Rapper C. Tangana (31) und die argentinische Sängerin Nathy Peluso (26) mit sinnlichen Hüftbewegungen eng aneinander. Der Song im Bachata-Stil, einer aus der Dominikanischen Republik stammenden Musikrichtung, kam auf YouTube binnen 48 Stunden auf mehr als 3,7 Millionen Aufrufe. Auf dem Videoportal waren die Reaktionen fast alle (sehr) positiv: „Ein wahres Kunstwerk“, schrieben viele.

Der Erzbischof von Toledo, einer Stadt südwestlich von Madrid, Francisco Cerro Chaves, bat zwar um Entschuldigung: „Wir bitten alle Laien, Geweihten und Priester, die sich durch diese missbräuchliche Nutzung eines heiligen Ortes zu Recht verletzt gefühlt haben, demütig und aufrichtig um Verzeihung.“ Er habe „überhaupt nichts von diesem Projekt gewusst“. Man bedauere „diese Ereignisse zutiefst“ und missbillige die aufgenommenen Bilder.

Dekan: Geschichte einer Bekehrung

Doch der Dekan der Kathedrale von Toledo rechtfertigte die Genehmigung für den Dreh: Das Video zeige die Geschichte einer Bekehrung durch menschliche Liebe, schrieb Juan Miguel Ferrer Grenesche. Der Text des Liedes sei präzise, betonte der Dekan, der in seinem Kommunique auch C. Tangana zitierte: „Ich war früher ein Atheist, aber jetzt glaube ich, weil ein Wunder wie du vom Himmel gekommen sein muss.“ Man habe mit der Genehmigung zum Dreh „den Dialog mit der zeitgenössischen Kultur verstärken“ wollen.