Wahlbeteiligung im Irak auf Rekordtief gesunken

Der Frust vieler Irakerinnen und Iraker über die politische Elite des Landes hat die Beteiligung bei der Parlamentswahl gestern auf ein Rekordtief fallen lassen.

Lediglich 42 Prozent der Wähler gaben ihre Stimme ab, so die Wahlkommission in der Nacht auf heute laut Medien. Das ist bei insgesamt fünf Wahlen die geringste Beteiligung seit dem Sturz von Langzeitmachthaber Saddam Hussein 2003. Bereits 2018 war sie mit 44,5 Prozent auf den bis dahin niedrigsten Stand gesunken. Auszählungsergebnisse liegen noch keine vor.

Der ölreiche Irak steckt in einer politischen und wirtschaftlichen Krise. Ministerpräsident Mustafa al-Kadhimi hatte die Abstimmung nach Massenprotesten vorgezogen. Die Demonstrationen waren im Oktober 2019 ausgebrochen. Sie richteten sich gegen die grassierende Korruption, die schwache Wirtschaftslage und die schlechte Infrastruktur.

Aktivisten der Protestbewegung hatten zu einem Wahlboykott aufgerufen. Viele Iraker haben nur noch wenig Vertrauen in die Politik. Sie blieben der Abstimmung fern, weil sie sich von der Wahl keine Veränderung der bestehenden Machtverhältnisse erwarten.