Der langjährige deutsche AfD-Parteichef Jörg Meuthen zieht sich zurück. Er habe sich nach intensiven Überlegungen und Gesprächen mit seiner Familie entschlossen, bei der Neuwahl des Parteivorstandes im Dezember nicht mehr für den Spitzenposten zu kandidieren, schrieb er heute in einem Rundschreiben an die AfD-Mitglieder.
Der 60-Jährige teilt sich den Vorsitz aktuell mit Tino Chrupalla, der gemeinsam mit Alice Weidel die Bundestagsfraktion führt. Er werde seine politische Arbeit aber fortsetzen „und meine Stimme hörbar einsetzen“, fügte Meuthen in seinem Brief hinzu.
Für gemäßigteren Kurs
Meuthen ist Europaabgeordneter. Er hatte in den vergangenen zwei Jahren für einen gemäßigteren Kurs der AfD plädiert. Damit hat er sich Feinde gemacht in der Rechtsaußen-Strömung der Partei um den Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke. Diese Strömung wird vom Verfassungsschutz als rechtsextreme Bestrebung beobachtet.
„Das ist eine persönliche Entscheidung von Jörg Meuthen“, sagte Chrupalla der dpa. Das Verhältnis zwischen den beiden Kovorsitzenden war zuletzt sehr angespannt. Die AfD will ihren neuen Parteivorstand an einem zweitägigen Bundesparteitag in Wiesbaden wählen, der für den 11. Dezember geplant ist. Er habe ja bereits angekündigt, dass er dort erneut kandidieren wolle, sagte Chrupalla.
Meuthen war im Sommer 2015 an einem von Tumulten geprägten Parteitag in Essen erstmals zum Kovorsitzende gewählt worden. Damals stand mit ihm Frauke Petry an der Spitze der Partei. Sie verließ die AfD nach der Bundestagswahl 2017 und beklagte einen Rechtsruck der Partei.