Norwegische Polizisten und Polizistinnen bei einem Einsatz in Kongsberg nach einer Attacke durch einen Bogenschützen
Reuters/NTB Scanpix/Hakon Mosvold Larsen
Norwegen

Bogenschütze tötete fünf Menschen

Bei einer Gewalttat in Norwegen sind mindestens fünf Menschen von einem Bogenschützen getötet und zwei weitere verletzt worden. Das teilte die Polizei am Mittwochabend mit. Die Tat ereignete sich gegen 18.30 Uhr im Zentrum der Stadt Kongsberg, die sich rund 80 Kilometer südwestlich von Oslo befindet.

In einer ersten Pressekonferenz hatte es geheißen, die Polizei müsse leider bestätigen, dass es mehrere Verletzte und auch Tote gegeben habe, sagte der zuständige Polizeichef Öyvind Aas. Die Verletzten seien ins Krankenhaus gebracht worden.

Ein Mann sei mutmaßlich mit Pfeil und Bogen bewaffnet gewesen und gefasst worden, sagte Aas. Es sehe nach einem Einzeltäter aus. Nach weiteren Tätern werde nicht gesucht. Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen 37-jährigen Dänen, der in der Stadt lebt. Am Donnerstag hieß es, dass der Mann bereit sei, mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Er habe in einem Verhör in der Nacht Angaben zur Tat gemacht, sagte sein Verteidiger zu Journalisten.

Staatsanwältin: Mann gab die Taten zu

Die Hintergründe sind vorerst unklar. Nach Polizeiangaben war es noch zu früh, um die Frage zu beantworten, ob es sich um eine terroristisch motivierte Tat gehandelt haben könnte. Ausschließen wollte man das nicht: „Angesichts des Ablaufs der Ereignisse ist es nur natürlich zu prüfen, ob es sich um einen terroristischen Anschlag handelt“, sagte Aas in den Nachtstunden.

Ein Pfeil steckt in der Wand nach der Attacke eines Bogenschützen in Kongsberg (Norwegen)
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Ein Pfeil des Schützen

Die Staatsanwältin sagte dem norwegischen Sender TV2, der Mann habe die Taten zugegeben. Er sei der Polizei zuvor bekannt gewesen. Sie bestätigte, dass er mehrfach mit dem norwegischen Gesundheitswesen in Kontakt gewesen war.

Starkes Polizeiaufgebot

Man sei derzeit noch dabei, Informationen an den verschiedenen Tatorten zu sichten, die Lage sei unübersichtlich, so Aas in der Nacht. „Wir haben viele Zeugen, mit denen wir reden müssen“, sagte der Polizeichef. Medienberichten zufolge gab es ein starkes Polizeiaufgebot in der Stadt. Hubschrauber kreisten über dem Zentrum von Kongsberg, auch Bombenexperten waren im Einsatz.

Wie der norwegische Rundfunk NRK berichtete, hatte die Polizei um 18.13 Uhr die ersten Nachrichten von Bewohnern erhalten, wonach ein mit Pfeil und Bogen bewaffneter Mann im Zentrum Kongbergs unterwegs sei. Offenbar griff der Täter unter anderem eine Filiale der genossenschaftlich organisierten Lebensmittelkette Coop an, einer Kooperative mit mehr als 100 Filialen in Norwegen.

Ministerpräsidentin: Meldungen „grauenvoll“

Norwegens scheidende Ministerpräsidentin Erna Solberg drückte den Betroffenen der Gewalttat in der Kleinstadt Kongsberg ihre Anteilnahme aus. „Unsere Gedanken gehen zuallererst an die Betroffenen und ihre Angehörigen“, sagte Solberg am späten Mittwochabend auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Oslo. Sie wird am Donnerstag nach ihrer Wahlniederlage vor einem Monat von dem Sozialdemokraten Jonas Gahr Stoere an der Regierungsspitze abgelöst. Auswirkungen auf den Regierungswechsel habe die Tat nicht, sagte Solberg.

„Die Meldungen, die heute Abend aus Kongsberg kommen, sind grauenvoll“, sagte Solberg. „Der Täter hat furchtbare Handlungen gegen mehrere Menschen begangen. Das ist eine sehr dramatische Situation, die die Gemeinschaft in Kongsberg hart trifft.“ Es sei wichtig, zu unterstreichen, dass man noch nichts Genaueres zu dem Vorfall wisse.

Stoere zeigte sich schockiert: „Das, was wir heute Abend aus Kongsberg hören mussten, zeugt davon, dass eine grausame und brutale Tat begangen worden ist.“ Der Regierungschef im benachbarten Schweden, Stefan Löfven, schrieb auf Twitter, seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen. Es handle sich um einen „furchtbaren Angriff“.