UNO: Humanitäre Krise im Norden Äthiopiens spitzt sich zu

Die humanitäre Krise im Norden Äthiopiens spitzt sich nach Angaben des UNO-Nothilfebüros (OCHA) weiter zu. Die Versorgung der Notleidenden vor allem in der Krisenregion Tigray sei weiterhin stark eingeschränkt, hieß es gestern in einer Mitteilung. Die Auslieferung lebensrettender Medikamente und Impfstoffe gegen Polio und Masern nach Tigray werde weiterhin blockiert. Auch die Versorgung von mehr als 5,2 Millionen Menschen mit Lebensmitteln und Wasser sei nur unzureichend möglich.

Berichten zufolge soll die Zentralregierung in Addis Abeba Anfang der Woche eine neue Militäroffensive in der Region begonnen haben. OCHA bezeichnete die Sicherheitslage als „unberechenbar“, in den Grenzregionen Tigrays habe es in der vergangenen Woche Zusammenstöße gegeben.

Premierminister und Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed hatte im November eine Militäroffensive gegen die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) begonnen, die bis dahin dort an der Macht war. Die TPLF dominierte Äthiopien gut 25 Jahre lang, bis Regierungschef Abiy 2018 an die Macht kam und sie verdrängte. Viele Menschen in Tigray fühlen sich von der Zentralregierung nicht vertreten und fordern mehr Autonomie. Seit Anfang August hat sich der Konflikt auf die Nachbarregionen Afar und Amhara ausgeweitet.

Hilfsorganisationen haben wegen der Sicherheitslage und bürokratischer Hürden nur einen eingeschränkten Zugang zu den Notleidenden. Beiden Konfliktparteien wird vorgeworfen, humanitäre Hilfe zu untergraben. Ende September hatte die äthiopische Regierung sieben leitende Mitarbeiter humanitärer UNO-Organisationen des Landes verwiesen. Auch andere Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen (MSF) mussten die Arbeit teilweise oder ganz einstellen.