Tag der Armut: Thema Wohnen „kann man nicht mehr ignorieren“

Mehr Investitionen in den sozialen Wohnbau, 25.000 Wohnungen für wohnungslose bzw. davon bedrohte Menschen und ein neues Mindestsicherungsgesetz fordert die Armutskonferenz anlässlich des UNO-Tages gegen Armut am 17. Oktober. „Leistbares Wohnen ist ein Riesenthema“, so Martin Schenk von der Diakonie. „Die Probleme kann man nicht mehr ignorieren oder schönreden.“

Das gleiche Dilemma schilderte die Geschäftsführerin von arbeit plus, des Dachverbandes der Sozialen Unternehmen, Sabine Rehbichler. Wohnen werde teurer, während der Zugang zu verlässlichen Einkommen durch Erwerbsarbeit immer schwieriger werde.

Das sehe man an der gestiegenen Zahl an Langzeitarbeitslosen. Zwar wollten diese Menschen arbeiten – allerdings seien meist die Anforderungen der Arbeit mit der konkreten Lebenssituation nicht vereinbar.

Kaum Puffer für variable Kosten

Der Geschäftsführer des Dachverbandes der Schuldenberatung, Clemens Mitterlehner, machte auf die Diskrepanz zwischen dem Existenzminimum (1.000 Euro) und der Armutsgefährdungsschwelle (1.328 Euro) aufmerksam. In der täglichen Praxis sehe man immer wieder, dass die hohen Mieten und Energiepreise den Menschen oft kaum noch Geld für variable Kosten übrig ließen.

„Wir brauchen Löhne und Einkommen, die armutsfest sind“, so Alexander Machatschke von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe. Sowohl Maßnahmen zur Wohnungssicherung als auch – wenn bereits eine Räumungsklage eingebracht wurde – zur Delogierungsprävention müssten gestärkt werden. Sollte es dennoch zum Wohnungsverlust kommen, müssten diese Menschen rasch mit einer neuen Wohnung versorgt werden.

Prävention günstiger

Auch Caritas-Generalsekretärin Anna Parr machte darauf aufmerksam, dass die Verhinderung von Wohnungsverlust vielfach günstiger komme als die Unterstützung für Menschen, denen aus der Wohnungslosigkeit geholfen werden müsse.

Probleme in der Vollzugspraxis bei Sozialleistungen kritisierte Erwachsenenvertreter Norbert Krammer. Vielfach würde Wohnbeihilfe von der Sozialhilfe abgezogen, zum Teil sogar Erlöse aus dem Verlauf von Straßenzeitungen einkassiert. Auch der CoV-Bonus sei schon eingerechnet und abgezogen worden. „Wir stellen uns schon die Frage, wie es mit dem Klimabonus sein wird.“

Die SPÖ forderte mehr Unterstützung für Alleinerziehende und eine „Mindestsicherung in existenzsichernder Höhe“. NEOS will die Mittel für Soziales effizienter verteilen. Mehr investiert werden müsse vor allem in Bildung.