Zu oft unterbrochen: Recht auf Ausreden für Richterinnen

Studien haben nun bestätigt, was den Richterinnen am Obersten Gerichtshof der USA schon länger dünkte: Sie werden in ihrer Argumentation häufiger von männlichen Richtern und Anwälten unterbrochen.

Supreme-Court-Richterin Sonia Sotomayor sagte diese Woche bei einer Veranstaltung an der New York University School of Law, dass der Ablauf der mündlichen Verhandlungen am Obersten Gerichtshof nun entsprechend geändert wurde.

Jeder Richter und jede Richterin darf nun – nach Ablauf der Redezeit eines Anwalts – spezifische Fragen in der Reihenfolge des Dienstalters stellen. Dass sich die Richter und Richterinnen gegenseitig ins Wort fallen, was in früheren Verhandlungen häufig der Fall war, ist seitdem kaum mehr zu beobachten.

Studien mit „enormen Einfluss“

Sotomayor sagte, die Studien, darunter eine von Tonja Jacobi und Dylan Schweers aus dem Jahr 2017, hätten einen „enormen Einfluss“ gehabt und dazu geführt, dass der Oberste Richter John Roberts „viel sensibler“ darauf achtet, dass niemand unterbrochen wird, oder zumindest, dass er bei Bedarf den Schiedsrichter spielt.

Jacobi, eine Forscherin an der Northwestern Pritzker Law School, sagte dem „Guardian“ gestern, dass ihr Team herausgefunden habe, dass Sotomayor in der Amtszeit 2019 die am häufigsten unterbrochene Richterin am Obersten Gerichtshof war. Sotomayor sagte, sie habe das Muster „ohne Frage“ bemerkt und manchmal auf eine Weise reagiert, von der sie wisse, dass sie nicht ideal sei: „Ich unterbreche zurück.“

Sotomayor sagte auch, dass diese Dynamik nicht nur am Gericht, sondern auch in der Gesellschaft bestehe. „Die meiste Zeit sagen Frauen etwas und werden nicht auf die gleiche Weise gehört wie Männer, die das Gleiche sagen.“