Der ehemalige US-Außenminister Colin Powell
Reuters/Yuri Gripas
1937–2021

Colin Powell ist tot

Der frühere US-Außenminister Colin Powell ist tot. Der pensionierte General starb im Alter von 84 Jahren an den Folgen einer Coronavirus-Infektion, wie seine Familie am Montag auf Facebook mitteilte. Er sei vollständig geimpft gewesen. Der Republikaner war von 2001 bis 2005 unter Präsident George W. Bush der erste afroamerikanische Außenminister der USA.

„General Colin L. Powell, ehemaliger US-Außenminister und Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte, ist heute Früh an den Komplikationen von Covid-19 verstorben“, schrieb die Familie Powell auf Facebook. „Wir haben einen bemerkenswerten und liebevollen Ehemann, Vater, Großvater und einen großartigen Amerikaner verloren“, hieß es.

Powell kam 1937 im New Yorker Stadtteil Harlem als Sohn einer jamaikanischen Einwandererfamilie zur Welt. Er studierte Geologie, startete eine Karriere in der US-Armee und galt als angesehener Berufssoldat. Powell schloss 1958 seine Offiziersausbildung ab und wurde Leutnant im Heer der US-Streitkräfte.

Von 1962 bis 1963 kämpfte er in Vietnam, wo er verwundet wurde. Bei seinem zweiten Vietnam-Einsatz 1968 befehligte er zunächst als stellvertretender Kommandant ein Infanteriebataillon und war dann Stabsoffizier im Divisionshauptquartier. 1972 wurde er erstmals nach Washington versetzt und machte im Verteidigungsministerium Karriere.

Bush „zutiefst betrübt“

Powell diente dem US-Militär rund 35 Jahre lang. Unter Ex-Präsident Ronald Reagan stieg er zum Leiter des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus auf. Während des Irak-Kriegs 1991, unter dem damaligen Präsidenten George Bush senior, diente Powell als US-Generalstabschef. Ende 1993 ging er in Pension. Als Berater und Redner verdiente er Medienberichten zufolge jährlich Millionen US-Dollar, auch seine Biografie verkaufte sich gut.

US-Außenminister Colin Powell mit dem US-Präsidenten George W. Bush im Jahr 2000
APA/AFP/Paul Buck
Erst Mitglied und Unterstützer, dann Kritiker der Bush-Regierung

Der Viersternegeneral war Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte während des zweiten Golfkriegs von 1991 und von 2001 bis 2005 unter dem damaligen Präsidenten Bush US-Außenminister. Bush reagierte am Montag in einer Beileidsbekundung, er und die ehemalige First Lady Laura Bush seien „zutiefst betrübt“ über den Tod von Powell.

„Er war ein großartiger Staatsdiener“ und „im In- und Ausland weithin respektiert“, so Bush. „Und was am wichtigsten ist: Colin war ein Familienmensch und ein Freund. Laura und ich sprechen Alma (Powells Ehefrau, Anm.) und ihren Kindern unser aufrichtiges Beileid aus, während sie sich an das Leben eines großen Mannes erinnern.“ Powell wurden zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen verliehen, darunter die Freiheitsmedaille des US-Präsidenten.

„Schandfleck“: Eigene Rolle im Irak-Krieg reflektiert

Nach dem Sieg der von den USA angeführten Koalition im zweiten Golfkrieg stieg Powells nationale Popularität sprunghaft. Mitte der 1990er Jahre galt er sogar als führender Anwärter auf das Amt des ersten schwarzen Präsidenten der Vereinigten Staaten. Doch sein Ruf sollte für immer befleckt werden, als er als Außenminister vor den Vereinten Nationen fehlerhafte Geheimdienstinformationen vorbrachte, um den Irak-Krieg zu befürworten.

USA gedenken Colin Powells

Im Alter von 84 Jahren ist der frühere US-Außenminister Colin Powell an den Folgen einer Coronavirus-Infektion gestorben. Um des Verstorbenen zu gedenken, werden die Flaggen auf Anordnung von Präsident Joe Biden in den USA bis zum Freitag auf halbmast gesetzt.

Bei seinem Auftritt vor der UNO im Jahr 2003 präsentierte er nämlich zur Begründung für einen Einmarsch der USA in den Irak vermeintliche Belege für Massenvernichtungswaffen, die Bagdad gar nicht besaß. Später bezeichnete er das als „Schandfleck“ in seinem Akt.

Immer wieder Sympathien für Demokraten

Der Republikaner galt als Gegner des früheren US-Präsidenten Donald Trump. So gab er etwa bekannt, bei der US-Präsidentschaftswahl für den Demokraten Joe Biden stimmen zu wollen. Der Ex-General übte zugleich scharfe Kritik an Trumps Person. Dieser entferne sich von der Verfassung und werde „gefährlich für unsere Demokratie, gefährlich für unser Land“, sagte Powell. „Er lügt über Dinge und er kommt damit durch, weil Menschen ihn nicht zur Rechenschaft ziehen.“

Schon 2008 sprach er eine Wahlempfehlung für den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama aus, und 2016 stellte er sich hinter die demokratische Kandidatin Hillary Clinton. Nach dem Tod des unbewaffneten Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz 2020 äußerte sich Powell auch kritisch zum Problem des Rassismus in den Vereinigten Staaten. Powell kritisierte wiederholt auch Trumps feindselige Haltung gegenüber Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten.

„Vertrauter in guten und schweren Zeiten“

„Ich bin ihm für immer dankbar für seine Unterstützung meiner Kandidatur für das Präsidentenamt und für unseren gemeinsamen Kampf um die Seele der Nation“, hieß es in einem Statement von US-Präsident Biden. Dieser würdigte Powell zudem als „zuverlässigen Vertrauten in guten und schweren Zeiten“.

First Lady Jill Biden und er seien „zutiefst betrübt über das Ableben unseres lieben Freundes und eines Patrioten von unübertroffener Ehre und Würde“, hieß es in einer am Montag vom Weißen Haus verbreiteten Mitteilung des Präsidenten. „Er wird uns als einer unserer großen Amerikaner in Erinnerung bleiben.“ Als früherer Generalstabschef und Außenminister habe Powell „die höchsten Ideale sowohl des Kriegers als auch des Diplomaten“ verkörpert. Um des Verstorbenen zu gedenken, werden die Flaggen auf Anordnung von Biden in den USA bis zum Freitag auf halbmast gesetzt.

US-Außenminister Antony Blinken bezeichnete Powell als „eine außergewöhnliche Führungspersönlichkeit und einen großartigen Menschen“. Auch die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, würdigte Powell. „Heute hat die Nation eine historische Führungspersönlichkeit verloren“, teilte sie mit. Sein Tod sei „ein weiteres trauriges Zeichen für den verheerenden Tribut, den das Coronavirus weiterhin in unserem Land fordert“. Der republikanische Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, erklärte: „Heute gedenken wir eines Mannes, der sein ganzes Leben in den Dienst seines Landes gestellt hat.“