Aufsteigender Rauch aus einem Rauchfang über der Stadt Lyon.
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COP26

Schlechte Vorzeichen für Klimakonferenz

Ausbleibende Regierungschefs, Streit mit Sponsoren, uneingelöste Versprechen und nicht zuletzt natürlich ein großer Druck, hochgesteckte Ziele zu erreichen – die Weltklimakonferenz (COP26) sieht sich mit schwierigen Bedingungen konfrontiert. Auch die Klimaaktivistin Greta Thunberg zeigte sich im Vorfeld pessimistisch.

„So wie es jetzt aussieht, wird diese COP zu keinen großen Veränderungen führen“, sagte die Schwedin am Wochenende in Stockholm. „Wir müssen weiter Druck machen.“ Die Regierungen müssten aufhören, Schlupflöcher zu suchen und sich auf die „tatsächliche Rettung des Planeten“ konzentrieren.

Auf der Konferenz im schottischen Glasgow wird vom 31. Oktober bis zum 12. November über die weitere Reduzierung der Treibhausgasemissionen verhandelt. Klar ist: Die Maßnahmen beziehungsweise deren Umsetzung müssten stark nachgeschärft werden.

Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg.
APA/AFP/Frederik Sandberg
Laut der Klimaaktivistin Thunberg seien bei der diesjährigen Weltklimakonferenz „keine großen Veränderungen in Sicht“

Nur so könnten die Klimaschutzziele, die bei der 21. Konferenz im Rahmen des Pariser Abkommens beschlossen wurden, erreicht werden. Nämlich die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Nun soll also all das realisiert werden, worauf sich die Staatengemeinschaft vor zwei Jahren in Madrid bei der Konferenz nicht einigen konnte.

COP26

Die Konferenz der Vertragsstaaten, auf Englisch Conference of the Parties (COP), findet heuer zum 26. Mal statt. Bei dem Vertrag handelt es sich um das „Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen“, das 1992 beschlossen wurde.

Ausstehende Zahlungen

Eine der größten Hürden für erfolgreiche Klimaverhandlungen ist ein Mangel an Vertrauen zwischen den beteiligten Staaten. Der anhaltende Streit über die Klimafinanzierung spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Vor mehr als einem Jahrzehnt sagten die Industriestaaten Entwicklungsländern rund 100 Milliarden Dollar (86 Mrd. Euro) pro Jahr zu. Mit diesem Geld sollte es den Ländern ermöglicht werden, sowohl stärker in den Klimaschutz zu investieren als auch sich an die bereits vorhandenen Folgen der Klimakrise besser anzupassen.

Das Versprechen wurde jedoch bis heute nicht eingelöst: Nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) lag das Volumen der Klimahilfen 2019 unter 80 Milliarden Dollar. Bei Abzug von rückzahlbaren Darlehen lag die Summe laut Nichtregierungsorganisationen sogar nicht einmal halb so hoch. Dazu kommt: Laut Fachleuten ist diese Summe nicht annähernd mehr ausreichend.

Der chinesische Präsident Xi Jinping.
AP/Andy Wong
Eine der größten Fragen der COP26: Wird der chinesische Präsident Xi Jinping kommen?

Gipfel ohne wichtige Regierungschefs?

Bei den Klimahilfen spielt historische Verantwortung eine wichtige Rolle. Zwar ist China mittlerweile der größte Treibhausgasemittent der Welt und erzeugt mehr als ein Viertel der Treibhausgasemissionen, aber die USA und andere große Emittenten tragen historisch gesehen eine viel größere Verantwortung für die Erderwärmung.

Neben China zählen Indien, Japan, Russland und die USA heutzutage zu den größten Emittenten. Keiner der Regierungschefs kam zu der letzten Weltklimakonferenz, und auch heuer scheint eine Teilnahme von Xi Jinping (China), Narendra Modi (Indien) und Wladimir Putin (Russland) zweifelhaft.

So würden Xi und Putin „pandemiebedingt“ wohl eher nicht dabei sein, wie der „Guardian“ berichtete. Laut einem Bericht der „Times“ werde befürchtet, dass das Fernbleiben Xis ein Auftakt dafür sein könnte, dass sich die Volksrepublik weigert, inmitten der Energiekrise neue Klimaziele festzulegen.

Arbeiter bei Vorbereitungen zur „Climate Change Conference“ 2019.
Reuters/Sergio Perez
Die letzte Klimakonferenz fand 2019 in Madrid statt – 2020 wurde sie aufgrund der Pandemie abgesagt

Nichtregierungsorganisationen und Aktivisten bemängelten das Festhalten an einer Präsenzveranstaltung zu diesem Zeitpunkt. Quarantäneregeln, Reisebeschränkungen und hohe Kosten für Tests und Unterkünfte würden es insbesondere Beteiligten aus ärmeren, besonders vom Klimawandel betroffenen Staaten schwer machen , an dem Treffen teilzunehmen, so die Argumentation.

Sponsoren im Clinch mit Veranstaltern

Doch nicht nur an der Art der Veranstaltung, sondern auch an ihrer Organisation gab es Kritik. Mehrere Großkonzerne, die den Klimagipfel sponsern, beschwerten sich über verspätete Entscheidungen, „unerfahrene“ Mitarbeiter und nicht erfüllte Zuwendungen.

Die Organisatoren hatten den Sponsoren als Gegenleistung für ihre Unterstützung „einzigartige Vorteile“ versprochen, darunter die Möglichkeit, ihre Marken in der Ausstellungsfläche der „grünen Zone“ der Konferenz zu bewerben, und die Teilnahme von Regierungsministern an ihren Veranstaltungen. All das sei jedoch ausgeblieben.

Laut „Guardian“ gibt es aber auch umgekehrt Kritik von den Veranstaltern an den Sponsoren: „Ich habe das Gefühl, dass einige dieser Sponsoren den eigentlichen Grund vergessen haben, warum wir in Glasgow sind. Bei COP geht es nicht um Branding, sondern darum, den Klimawandel zu bekämpfen“, sagte ein erfahrener Klimagipfelorganisator.