Kein Papier, um Bücher zu drucken? Die Rohstoffknappheit betrifft nicht nur Branchen wie den Bau, sondern auch den Druckerei- und Verlagsbereich. In der aktuellen „Versorgungskrise“ hätten sich „Lieferzeiten drastisch erhöht – auf das Doppelte bis Dreifache“, erklärte Alexander Potyka (Picus Verlag), Vorsitzender des Österreichischen Verlegerverbandes, heute gegenüber der APA. Für ihn sei das „erst der Anfang einer Entwicklung, die die Branche herausfordern wird“.
Im anstehenden Weihnachtsgeschäft könnte es passieren, dass vor allem erfolgreiche Titel, „bei denen die ursprüngliche Auflage also nicht ausreicht“, teils nicht erhältlich sein werden. „Dieser Umsatz ist dann aber für immer verloren und kaum im neuen Jahr aufzuholen“, so Potyka. Andererseits hätte die Papierkrise auch „gravierende Preiserhöhungen in der Produktion“ zur Folge gehabt, weshalb er auch von künftigen Auswirkungen für die Branche ausgeht.
Preiserhöhungen 2022 zu erwarten
Ähnlich formulierte es Claudia Romeder, Leiterin des Residenz Verlags, jüngst im „anzeiger“-Magazin des Hauptverbands des österreichischen Buchhandels. Für Neuerscheinungen im Herbstprogramm gebe es aufgrund rechtzeitiger Bestellungen kein Problem, für Nachdrucke könnten sich aber Engpässe ergeben.
„In einem Fall musste ich eine neue Druckerei suchen, die noch ausreichend Papier vorrätig hatte, um die Lieferbarkeit zu gewährleisten“, so Romeder. Für „essenzieller“ hält Romeder jedoch die Auswirkungen auf die Druckkosten. Für die Frühjahrsproduktion 2022 müsse man eine „die Erhöhung der Preise in aller Konsequenz mitkalkulieren“.
Entwarnung gab hingegen Gerald Watzal, Präsident des Verbandes Druck Medien: „In unserer Druckerei haben wir die Lager noch rechtzeitig aufgefüllt.“ Schwieriger werde es hingegen mit Preissteigerungen bei öffentlichen Ausschreibungen, da man hier vertraglich gebunden sei. Eine Möglichkeit zur Überwindung von Engpässen sieht er im Hochfahren von Maschinen für holzfreies Papier. „Ich gehe nicht davon aus, dass es beim Nachdrucken von Auflagen Probleme gibt.“