London will „grüne industrielle Revolution“

Mit Milliardeninvestitionen aus dem Ausland will Premierminister Boris Johnson eine „grüne industrielle Revolution“ in Großbritannien vorantreiben. Bei einer Investorenkonferenz in London kündigte die britische Regierung Verträge mit ausländischen Geldgebern in Höhe von 9,7 Milliarden Pfund (11,4 Mrd. Euro) an. Bei Umweltaktivistinnen und Umweltaktivisten trafen die Ankündigungen auf Skepsis, sie sprachen von „Greenwashing“.

Johnson will „grüne industrielle Revolution“

Bei einer Investorenkonferenz in London hat der britische Premierminister Boris Johnson sein Land auf eine „grüne industrielle Revolution“ eingeschworen.

Die Konferenz dreht sich um den Umbau der Wirtschaft und die Beteiligung privater Investoren im Kampf gegen die Klimakrise. Die Regierung kündigte an, bei dem Treffen in London würden 18 Verträge geschlossen. Dadurch sollten mindestens 30.000 neue Jobs geschaffen werden.

Bill Gates unter den Teilnehmern

Einer der rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz ist der US-Milliardär Bill Gates. Mit der Stiftung des Microsoft-Gründers wurde eine Partnerschaft in Höhe von 400 Millionen Pfund vereinbart. Das Geld, das je zur Hälfte von der Gates-Stiftung und der britischen Regierung investiert werden soll, fließe in die Entwicklung der „nächsten Generation von bahnbrechenden sauberen Energietechnologien“, sagte Johnson.

Auch der deutsche Energiekonzern RWE nahm an der Investorenkonferenz teil. In den nächsten zehn Jahren werde RWE den Ausbau der Windenergie in ganz Großbritannien beschleunigen, kündigte das Unternehmen an. Einschließlich der Investitionen in bereits im Bau befindliche Projekte sei geplant, „bis 2030 rund 15 Milliarden Pfund in neue grüne Technologien und Projekte in Großbritannien zu investieren“.

Klimapolitik im Fokus vor COP

Johnson sagte der Nachrichtenagentur Bloomberg, trotz der Spannungen mit China würden auch Investitionen aus der Volksrepublik nicht abgelehnt werden. China sei „ein gigantischer Teil unseres Wirtschaftslebens und wird das lange sein – Zeit unseres Lebens“. Großbritannien soll nach den Plänen der Regierung bis 2035 alle Energie aus erneuerbaren Quellen beziehen.

Bis 2050 will Großbritannien die Kohlendioxid-Neutralität erreichen, also nicht mehr Mengen dieses klimaschädlichen Gases ausstoßen, als durch Wälder und andere natürliche Speicher ausgeglichen werden kann.

Johnsons Klimapolitik steht derzeit besonders im Fokus, da seine Regierung Gastgeber der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow ist, die Ende Oktober beginnt.

Kritik an Greenwashing

Kritiker monierten, bei der Investorenkonferenz in London werde „Greenwashing“ von Unternehmen betrieben. Die NGO Global Justice Now erklärte, vier Banken, die an dem Treffen teilnahmen, hätten in den vergangenen Jahren zusammen 173 Milliarden Dollar in fossile Energieträger investiert. Der ebenfalls zu der Konferenz eingeladene Energiekonzern Drax Group habe 2019 mehr CO2-Emissionen verursacht als Ghana.

Umweltaktivisten kritisierten zudem die Klimastrategie der britischen Regierung. „Solange die politischen und finanziellen Lücken nicht geschlossen sind, wird Boris Johnsons Appell an andere Länder, ihre Versprechen auf der Weltklimakonferenz im nächsten Monat einzuhalten, leicht zu ignorieren sein“, erklärte Greenpeace.