Pakistans Außenminister traf Taliban-Premier in Kabul

Erstmals seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban hat der pakistanische Außenminister Shah Mahmood Qureshi Afghanistan besucht. Qureshi sei von Taliban-Premier Mullah Hassan Akhund im Präsidentenpalast in der Hauptstadt Kabul empfangen worden, twitterte der pakistanische Botschafter in Afghanistan, Mansoor Ahmad Khan, heute. Bei den Gesprächen sei es um die Beziehungen zwischen den Menschen der beiden Länder, Handel und Transit gegangen.

Zwei Mitarbeiter des pakistanischen Geheimdienstes zufolge soll Qureshi bei den Gesprächen die Taliban zudem dazu aufgerufen haben, Maßnahmen gegen militante Islamisten zu ergreifen, die von Afghanistan aus eine Reihe tödlicher Angriffe vor allem auf militärische Ziele in Pakistan verübt haben sollen.

Vermehrt Anschläge in Pakistan

Erst gestern waren bei zwei Angriffen in Nordwestpakistan fünf Sicherheitskräfte getötet worden. Dazu hatten sich die pakistanischen Taliban bekannt. Diese sind ebenso islamistische Hardliner, aber organisatorisch von den afghanischen Taliban getrennt. Sie führen zuletzt, offenbar inspiriert durch den Erfolg der afghanischen Taliban, wieder vermehrt Anschläge gegen pakistanische Sicherheitskräfte durch.

Bei den Gesprächen Qureshis soll zudem über den Kampf gegen die Terrormiliz IS gesprochen worden sein, die beide Länder bedroht. Aus einer Erklärung des pakistanischen Außenministeriums zu dem Treffen in Kabul geht nicht hervor, ob Qureshi andere Themen wie die Bildung einer inklusiven Regierung, Menschenrechtsverletzungen oder die teilweise Einstellung von Mädchenbildung ansprach.

Die Taliban hatten nach dem Abzug der internationalen NATO-Truppen weite Teile des Landes erobert. Am 15. August zogen sie kampflos in die Hauptstadt Kabul ein und regieren seitdem. Die Regierung in Kabul hatte vor ihrem Fall Pakistan immer wieder beschuldigt, die Taliban zu unterstützen, was Islamabad bestritt.