Eine Frau auf einer Straße in Moskau
APA/AFP/Dimitar Dilkoff
Dramatische CoV-Lage

Moskau schränkt öffentliches Leben ein

Angesichts immer neuer Höchststände bei den CoV-Infektionszahlen in Russland sollen in der Hauptstadt Moskau Geschäfte und viele Freizeiteinrichtungen eine Woche lang schließen. Für diese Zeit gelten landesweit von Präsident Wladimir Putin verordnete arbeitsfreie Tage, um eine weitere schnelle Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen.

Geöffnet bleiben sollen vom 28. Oktober bis 7. November aber Apotheken und Supermärkte, wie Bürgermeister Sergej Sobjanin am Donnerstag bekanntgab. Einkaufszentren, Kinos und Fitnessclubs bleiben zu. „Auch in Moskau entwickelt sich die Lage nach dem schlimmsten Szenario weiter“, begründete Sobjanin sein Vorgehen. Schulen und Kindergärten sollen deshalb ebenfalls schließen.

Restaurants und Cafes dürfen Essen und Getränke nur zum Mitnehmen anbieten. Theater und Museen dürfen dagegen weiterarbeiten – allerdings darf die Auslastung Sobjanin zufolge nur noch 50 Prozent betragen. Außerdem müssen Besucherinnen und Besucher nachweisen, dass sie geimpft oder genesen sind. Alle Maßnahmen könnten notfalls verlängert werden, sagte der Bürgermeister.

Mehr Neuinfektionen denn je

Seit Wochen spitzt sich die Lage in Russland mit seinen 146 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern zu. Am Donnerstag wies die Statistik mit 1.036 CoV-Toten innerhalb eines Tages einen neuen Höchststand aus. Zudem gab es mehr als 36.300 Neuinfektionen – so viel wie noch nie seit Beginn der Pandemie.

Russland will schnelle CoV-Ausbreitung stoppen

Angesichts immer neuer Höchststände bei den CoV-Infektionszahlen in Russland sollen in der Hauptstadt Moskau Geschäfte und viele Freizeiteinrichtungen eine Woche lang schließen. Für diese Zeit gelten landesweit von Präsident Wladimir Putin verordnete arbeitsfreie Tage. Laut Behörden sind etwa 30 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft.

Eine landesweite Impfpflicht werde es nicht geben, versicherte Präsident Putin. Er unterstütze so etwas nicht. Die Menschen würden sich dann gefälschte Bescheinigungen kaufen. Es sei besser, sie davon zu überzeugen, dass eine Immunisierung besser sei, als an Covid-19 zu erkranken, meinte Putin. Unterdessen verzeichnen Portale für Flugbuchungen nach Bekanntwerden der arbeitsfreien Tage eine verstärkte Nachfrage, berichteten Medien.

Die russischen Behörden sehen den Hauptgrund für die hohen Todes- und Infektionszahlen vor allem in der geringen Bereitschaft der Bevölkerung, sich impfen zu lassen. Lediglich etwa 30 Prozent der Bevölkerung seien abschließend geimpft.

Gezerre um „Sputnik V“

Wie die Impfbereitschaft allerdings erhöht werden soll, steht in den Sternen. Möglich wäre neben Kampagnen und Ähnlichem auch auf andere, etwa in der EU anerkannte, Impfstoffe zu setzen. Doch westliche Impfstoffe wie die von Moderna sowie Biontech und Pfizer, die international die größte Verbreitung haben, sind in Russland nicht zugelassen.

Die russische Führung besteht darauf, dass sich die Menschen das von Moskauer Forschern entwickelte Vakzin „Sputnik V“ oder andere der insgesamt fünf eigenen Impfstoffe verabreichen lassen. „Sputnik V“ wird zwar von rund 70 Ländern als Impfstoff anerkannt, nicht aber von der Europäischen Union und den USA.

Am Donnerstag wurde zudem bekannt, dass die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) vermutlich nicht mehr in diesem Jahr über die Zulassung von „Sputnik V“ entscheiden werde. Eine Prüfung bis Ende des Jahres sei unmöglich, da noch Daten fehlten. Sollten diese bis Ende November eingereicht werden, könne die EMA die Prüfung im ersten Quartal 2022 abschließen.

Russland will nach eigenen Angaben die von der EMA verlangten Daten noch 2021 vorlegen. Man sei dabei, die Unterlagen abschließend zusammenzustellen, berichtete die russische Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf das Gesundheitsministerium in Moskau.