Britische Landwirte und Landwirtinnen haben sich entsetzt gezeigt über das angekündigte Freihandelsabkommen von Großbritannien mit Neuseeland. Die Vereinbarung zeige die Bereitschaft der britischen Regierung, die Landwirtschaft und Ernährungssicherheit des Landes zu opfern, teilte der Bauernverband Farmers’ Union of Wales (FUW) mit. Der Sieger der Vereinbarung sei Neuseeland.
„Die eigenen Zahlen der Regierung zeigen, dass die wirtschaftlichen Vorteile für das Vereinigte Königreich durch diese Abmachung mikroskopisch klein sind“, sagte FUW-Präsident Glyn Roberts.
„Der Sieger bei diesem Deal wird eindeutig Neuseeland sein, dem es ermöglicht wird, die Lebensmittelexporte nach Großbritannien zu steigern, was eine große Bedrohung für die walisischen und britischen Landwirte sowie für unsere Ernährungssicherheit darstellt“, sagte Roberts.
Verdrängung befürchtet
Die Bäuerinnen und Bauern warnen, dass heimische Betriebe durch billigeres Lammfleisch aus Neuseeland verdrängt werden könnten. Eine Analyse der britischen Regierung hatte ergeben, dass das Abkommen für die eigene Wirtschaft kaum oder gar keine Vorteile bietet. Der Handel mit der ehemaligen Kolonie macht 0,2 Prozent des britischen Außenhandels aus.
Bereits im ersten Jahr dürften zollfreie Lammfleischimporte aus Neuseeland laut Abkommen um 30 Prozent steigen. Auch bei Rindfleisch, Butter und Käse gebe es gewaltige Sprünge. Auch der britische Dachverband National Farmers’ Union kritisierte das Abkommen. Für britische Landwirte gebe es fast keine Gegenleistung.
Für Großbritannien ist die Vereinbarung vor allem eine strategische Entscheidung. London hofft auf eine Aufnahme in das Handelsabkommen CPTPP der Pazifikanrainer, um so letztlich Zugang zum US-Markt zu erhalten. Premierminister Boris Johnson hatte betont, das Land könne nach dem Brexit deutlich bessere Handelsverträge abschließen.