Studie: Twitter-Algorithmus verstärkt konservative Inhalte

Der Twitter-Algorithmus verstärkt einer Studie der Kurznachrichtenplattform zufolge eher Inhalte von Politikern und Politikerinnen sowie Medien rechts der Mitte. Diese wurden laut Twitter mehr gepusht als jene von Politikern und Medien links der Mitte. Der genaue Grund für die Bevorzugung ist laut Twitter unklar.

Gewertet wurde nicht der Inhalt der politischen Tweets oder der Medieninhalte, laut Twitter wurden die Accounts anhand unabhängiger Quellen dem jeweiligen politischen Spektrum zugeordnet. Analysiert wurde von Twitter, ob grundsätzlich die Twitter-Empfehlungen für Tweets politische Inhalte bevorzugen, schreibt der Anbieter in einem Blogbeitrag.

Effekt trat in Deutschland nicht auf

Untersucht wurden sieben Staaten im Zeitraum von 1. April bis 1. August 2020: Kanada, Frankreich, Deutschland, Japan, Spanien, Großbritannien und die USA. Neben ausgewählten Politikern und Politikerinnen wurden auch bestimmte Nachrichtenangebote ausgewertet, und zwar sowohl in der chronologischen Timeline als auch die Wertung durch den hauseigenen Algorithmus. Bis auf Deutschland konnte der Effekt laut Twitter in allen untersuchten Staaten festgestellt werden.

Der Algorithmus habe dabei politische Inhalte eher verstärkt als die chronologische Timeline, wobei Vertreter und Vertreterinnen einer Partei nicht unbedingt gleich präferiert wurden, heißt es von Twitter. Besonders profitiert von dem Effekt haben etwa die britischen Konservativen mit einem Wert von 167 Prozent gegenüber 112 Prozent von Labour, aber noch mehr die Konservativen in Kanada mit 167 Prozent, während die Liberalen dort 43 Prozent erreichten. (100 Prozent entsprechen dabei der Verdoppelung der Reichweite eines Tweets).

Twitter will Ergebnisse zur Verfügung stellen

Twitter gab an, dass man nicht genau wisse, warum dieser Effekt auftrete, und deutete an, dass womöglich der Algorithmus geändert werden müsse. Es müssten aber noch weitere Untersuchungen folgen. Der Anbieter wurde schon mehrfach mit dem Vorwurf konfrontiert, Inhalte rechts der Mitte eher zu präferieren. Twitter will seine Erkenntnisse für weitere Forschungen zur Verfügung stellen – im Gegensatz zu Facebook, das sich auch nach der Veröffentlichung interner Dokumente weigert, eigene Erkenntnisse, wie schädlich etwa Instagram für Jugendliche sein kann, breiter zur Verfügung zu stellen.