Druck von Islamisten: Pakistan debattiert Botschafterausweisung

In einem Kompromiss mit der verbotenen radikalen Islamistenpartei TLP hat die pakistanische Regierung zugesagt, das Parlament über die Ausweisung des französischen Botschafters debattieren zu lassen.

Dabei geht es um einen seit Monaten andauernden Streit über die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in Frankreich. Die Tehreek-e-Labbaik Pakistan (TLP) will im Gegenzug einen Marsch auf die Hauptstadt Islamabad aussetzen.

„Die Frage der Ausweisung des französischen Botschafters wird im Parlament diskutiert werden“, sagte Innenminister Sheikh Rashid Ahmed heute. Zudem sollen der inhaftierte TLP-Vorsitzende Saad Rizvi sowie weitere Anhänger freigelassen werden.

Tödliche Zusammenstöße mit Polizei

Die TLP erklärte sich zwar bereit, ihren Protestmarsch von der zweitgrößten Stadt Lahore nach Islamabad auszusetzen, will den Druck auf die Regierung aber aufrechterhalten. Ein Teil ihrer Anhänger werde seinen Sitzstreik in Muridke, einer kleinen Stadt bei Lahore, fortsetzen, bis die Zusagen eingehalten würden, hieß es.

Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei waren an den Vortagen mehr als ein halbes Dutzend Menschen getötet und Hunderte verletzt worden.

TLP-Chef seit April in Haft

Die ersten Proteste hatten im April begonnen, nachdem der bekannte Islamist und TLP-Chef Rizvi verhaftet worden war. Er hatte die Ausweisung des französischen Botschafters wegen Mohammed-Karikaturen verlangt, die vergangenes Jahr in Frankreich gezeigt worden waren.

Die Regierung weigerte sich, den Diplomaten auszuweisen, und verbot stattdessen die TLP im April unter Verweis auf Anti-Terror-Gesetze. Die französische Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ hatte 2020 Mohammed-Karikaturen wiederveröffentlicht und damit Proteste in Teilen der muslimischen Welt ausgelöst. Viele Muslime lehnen eine bildliche Darstellung des Propheten ab und empfinden sie als beleidigend, explizit verboten ist sie im Koran aber nicht.