Eingang des Hauptsitzes der italienischen Bank Monte dei Paschi di Siena
Reuters/Jennifer Lorenzini
Monte dei Paschi

Verkauf von Italiens Krisenbank geplatzt

Die Gespräche über einen Verkauf der verstaatlichten italienischen Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) an die Bank-Austria-Mutter UniCredit sind gescheitert. Das teilten UniCredit und das italienische Ministerium für Wirtschaft und Finanzen Sonntagabend mit.

„Trotz der Bemühungen beider Seiten“ werden die Verhandlungen „über den möglichen Erwerb eines bestimmten Teils der Banca Monte dei Paschi di Siena nicht fortgesetzt“, heißt es dazu in einer Presseaussendung von UniCredit. Das Scheitern der seit Monaten laufenden Gespräche zeichnete sich zuletzt immer deutlicher ab. Neben der im Raum stehenden Streichung Tausender Jobs gab es allen voran Meinungsverschiedenheiten zwischen Regierung und UniCredit über eine kostenträchtige Rekapitalisierung, berichtete dazu die Nachrichtenagentur Reuters mit Verweis auf mit der Sache vertraute Personen.

Italien hatte das immer wieder als älteste Bank der Welt bezeichnete Geldhaus 2017 mit 5,4 Milliarden Euro vor dem Kollaps gerettet. Geplant ist, die rund 64-prozentige Staatsbeteiligung an MPS bis Mitte 2022 herunterzufahren. Die Verhandlungen mit UniCredit waren zuletzt in eine entscheidende Phase getreten. Es wurde bereits damit gerechnet, dass eine vorläufige Vereinbarung bis zu einem Treffen der UniCredit-Führung zu den Quartalsergebnissen am 27. Oktober erzielt werde. Doch nun ist die laut „Corriere della Sera“ in Italien herbei ersehnte Bankenfusion wieder vom Tisch.

Milliardenschwere Finanzspritze gefordert

Den Reuters-Angaben zufolge wurden sich beide Seiten bei finanziellen Aspekten nicht einig. So habe die UniCredit gefordert, dass der Staat angesichts erforderlicher Korrekturen in den Büchern der MPS weitere 6,3 Milliarden Euro in die MPS stecken müsse. Das Finanzministerium habe diese Anpassungen aber in weiten Teilen als ungerechtfertigt und für die Steuerzahler nicht zumutbar zurückgewiesen.

Zudem habe UniCredit die Teile der MPS, die sie habe kaufen wollen, mit nur 1,3 Milliarden Euro bewertet. Das Finanzministerium sei indes von 3,6 bis 4,8 Milliarden Euro ausgegangen. Somit hätten die UniCredit-Forderungen das Ziel der Regierung durchkreuzt, die MPS nicht unter Wert zu verkaufen.

Das Aus der Übernahmegespräche erschwert die Bemühungen von Ministerpräsident Mario Draghi, die 2017 mit Steuermilliarden vor der Pleite geretteten Bank, wie mit der EU vereinbart, bis Mitte 2022 wieder zu verkaufen. Zudem muss die Regierung eine Genehmigung aus Brüssel einholen, mehr Geld in die Krisenbank zu pumpen, ohne ein Szenario für den Ausstieg des Staates bei der MBS zu haben.

Suche nach „alternativen Plänen“

Nach dem Scheitern der Gespräche mit UniCredit muss Italiens Wirtschaftsminister Daniele Franco nun „alternative Pläne“ prüfen, heißt es dazu bei der italienischen Nachrichtenagentur ANSA. Franco sagte in diesem Zusammenhang bereits Anfang August, dass die italienische Regierung MPS nicht „um jeden Preis“ verkaufen werde. Der Minister sprach sich dabei auch gegen eine „Zerstückelung“ der Bank aus und kündigte „höchste Aufmerksamkeit“ für den Schutz der Belegschaft und der Marke der ältesten Bank der Welt an.

Die italienische Regierung werde laut „Corriere“ nun „aller Wahrscheinlichkeit nach“ mit der Europäischen Kommission über einen längeren Zeitraum für die Privatisierung verhandeln müssen. In der Zwischenzeit könne der von MPS-Chef Guido Bastianini ausgearbeitete Sanierungsplan überarbeitet und der Europäischen Zentralbank (EZB) erneut vorgelegt werden.

Spekulation über „Stand-alone“-Lösung

„Unter den Bedingungen von UniCredit ist derzeit kein Deal möglich. Aber der gleiche Rahmen, der der UniCredit angeboten wurde, könnte auf einen ‚Stand-alone‘-Plan angewendet werden“, zitiert Reuters am Sonntag dazu aus Insiderkreisen.

Die Regierung habe demnach bereits mögliche Vorteile einer Eigenständigkeit der MPS geprüft, bei der das Finanzministerium Teile der Maßnahmen umsetzen würde, die auch UniCredit angeboten worden seien – einschließlich einer Kapitalerhöhung von mehreren Milliarden Euro. Die Regierung werde dazu wahrscheinlich das MPS-Management umbauen und die faulen Kredite an die staatliche Auffanggesellschaft AMCO übertragen.

Das letzte Wort über das MPS-Schicksal habe allerdings die Generaldirektion der Europäischen Kommission, so Reuters: Diese hat einen Plan zum Verkauf der Krisenbank bis Ende Dezember gefordert. Eine Verlängerung dieser First sei den Reuters-Angaben zufolge durchaus denkbar. „Dass die Generaldirektion aber die Forderung nach einem Verkauf aufgibt, ist Insidern zufolge unwahrscheinlich“.