Armee im Sudan nahm Regierungschef Hamdok fest

Nach wochenlangen Spannungen zwischen dem Militär und der zivilen Übergangsregierung haben im Sudan Soldaten mehrere führende Regierungsmitglieder festgenommen. „Zivile Mitglieder des Souveränen Übergangsrates und einige Minister der Übergangsregierung wurden von Militärkräften festgenommen“, teilte das Informationsministerium heute bei Facebook mit. Unter den Festgenommenen sei auch der Regierungschef Abdalla Hamdok.

Sudan’s Premierminister Abdalla Hamdok
AP

„Nachdem er sich geweigert hatte, den Putsch zu unterstützen, wurde Premierminister Abdalla Hamdok von einer Armeeeinheit festgenommen und an einen unbekannten Ort gebracht“, erklärte das Ministerium. Die Festnahmen hätten in den Häusern der Regierungsvertreter stattgefunden, hieß es aus Regierungskreisen.

Internetdienste unterbrochen

Nach Angaben des Informationsministeriums wurden im ganzen Land die Internetdienste unterbrochen und die wichtigsten Straßen und Brücken, die mit der Hauptstadt Khartum verbunden sind, gesperrt. Das Staatsfernsehen begann mit der Ausstrahlung patriotischer Lieder.

Der Gewerkschaftsdachverband Association of Professionals rief auf Twitter angesichts eines „Staatsstreichs“ auf, „heftigen Widerstand“ zu leisten. In der Hauptstadt Khartum versammelten sich Demonstranten und blockierten Straßen, wie AFP-Journalisten berichteten.

USA alarmiert

Washington zeigte sich alarmiert über die Ereignisse. „Die USA sind zutiefst beunruhigt über Berichte über eine militärische Übernahme der Übergangsregierung“, sagte der US-Sonderbeauftragte für das Horn von Afrika, Jeffrey Feltman, auf Twitter.

Die Übergangsregierung befand sich bereits zuvor in einer Situation, die Hamdok als „schwerste und gefährlichste Krise“ seit dem Sturz des autoritären Langzeit-Machthabers Omar al-Baschir im April 2019 bezeichnete.

In der vergangenen Woche gingen Zehntausende Sudanesen in mehreren Städten auf die Straße, um die vollständige Machtübergabe an die Zivilbevölkerung zu unterstützen. Andere Demonstrierende forderten bei einer mehrtägigen Sitzblockade vor dem Präsidentenpalast in der Hauptstadt Khartum eine Rückkehr zur „Militärherrschaft“.