Lebensmittelindustrie beklagt „historische Kostenlawine“

Die Turbulenzen rund um Rohstoffknappheit und Engpässe in Verkehr und Logistik haben auch die Lebensmittelproduktion erfasst. Der Fachverband der Lebensmittelindustrie in der Wirtschaftskammer sieht auch Preiserhöhungen für Energie und Ernteausfälle für die „historische Kostenlawine“ verantwortlich.

Die Unternehmen könnten oft weder auf andere Lieferanten oder Logistikdienstleister ausweichen noch Agrarwaren in der notwendigen Qualität und Quantität im Inland oder auf dem Weltmarkt ordern. „Das ist eine ungewöhnliche Situation und belastet die Betriebe sehr. Wir sind in großer Sorge“, so Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin im Fachverband der Lebensmittelindustrie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) gestern in einer Aussendung.

Dramatische Verteuerungen hätten die Obst- und Gemüseverarbeitungsindustrie getroffen. Auch die Lage auf den Getreidemärkten, etwa bei Weizen, sei prekär. Die Wetterkapriolen hätten die Qualität und die verfügbaren Mengen schwer beeinträchtigt und zu enormen Preissteigerungen bei Mahl- und Futtergetreide geführt. Das treffe etwa Mehl und Back- und Teigwaren.

Plus 50 Prozent bei Pfeffer und Zimt

Auch die Preise für Zucker, Glukosesirup und Alkohol seien um bis zu 20 Prozent angestiegen. Die Grundweinpreise für die Sekthersteller hätten sich aufgrund der überproportionalen Rose-Preissteigerungen um 25 bis 30 Prozent nach oben bewegt. Die Preise für Speiseöle, Kakao, Molkereiprodukte, Geflügel aus Österreich und vieles mehr hätten ebenfalls im zweistelligen Prozentbereich zugelegt.

Gewürze, die aus aller Welt kommen, seien ebenfalls durch die Ernteausfälle und die weltweiten Logistikprobleme extrem betroffen. Unmittelbar gelte das etwa für den Import von Gewürzen wie Pfeffer, Paprika, Ingwer, Muskat, Zimt, Kreuzkümmel und Kurkuma. Zusätzlich zu den hohen Frachtkosten hätten auch die Preise für Pfeffer und Zimt um 50 Prozent und Paprika um 20 Prozent deutlich angezogen.

Hinzu kämen die Verteuerungen bei Verpackungen wie Verpackungsglas, Kunststoff, RePET, Aluminium sowie Papier und Kartonagen. Aluminium für Verpackungen habe sich um fast 70 Prozent, Stahl für die Deckel von Verpackungsglas sogar um 80 Prozent verteuert. Mit einer Entspannung der Situation im weltweiten Frachtgeschäft rechnen Logistikexperten frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2022.