Ärztin in einem Krankenhaus
APA/Helmut Fohringer
Über 1.000 Betten belegt

Spitäler spüren deutlich steigende Zahlen

Die CoV-Zahlen haben am Mittwoch noch einmal deutlich angezogen: Über 4.200 neue Fälle wurden gemeldet, noch einmal gut 500 mehr als in den vergangenen Tagen. Bemerkbar macht sich der Anstieg nun auch in den Spitälern: Erstmals seit Anfang Mai sind wieder über 1.000 Betten auf Normalstationen belegt. Das könnte sich in naher Zukunft auch auf die Intensivbetten auswirken.

Die Ministerien meldeten am Mittwochvormittag 4.261 neue Fälle, auch die 7-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in den letzten sieben Tagen je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner, legte noch einmal zu: Laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) liegt der Wert nun bei 280,9 (Stand: Mittwoch, 14.00 Uhr). Zum Vergleich: Sieben Tage davor lag der Wert noch bei 199,6, Anfang des Monats bei 139,2.

Aufgrund der Impfung fällt der Inzidenz allein eine geringere Bedeutung zu, vor allem die Situation in den Spitälern wird jetzt als einer der wichtigsten Faktoren bei der Bewertung der Situation genannt. Der rasante Anstieg der vergangenen Tage schlägt sich nun aber auch dort nieder: Waren die Zahlen von Mitte September bis Mitte Oktober relativ stabil – damals bewegten sie sich zwischen 600 und 700 belegten Normalbetten –, sind nun über 1.000 Betten belegt. Das ist der höchste Wert seit 6. Mai.

Intensivstationen ausgelastet, Entwicklung noch stabil

Noch wichtiger ist allerdings die Belegung der Intensivstationen – nicht zuletzt weil sich der Stufenplan der Regierung danach richtet. Momentan ist der Anstieg der Fallzahlen noch nicht bemerkbar – 250 Betten sind österreichweit belegt, 234 waren es einen Monat davor. Das sind allerdings nur die mit CoV-Patientinnen und -Patienten belegten Betten – mitsamt den anderen Intensivpatienten liegt man nach AGES-Daten bundesweit über 60 Prozent Belegung bei der Intensivpflege. (Wien veröffentlicht keine Daten über die „normale“ Auslastung der Intensivstationen.)

Im Gespräch mit ORF.at sagt Klaus Markstaller, früherer Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) und Intensivmediziner am Wiener AKH, dass auch ohne Coronavirus die Intensivstationen zum überwiegenden Großteil belegt sind – „anders wäre das ökonomisch auch nicht sinnvoll“, so Markstaller.

25 Prozent kommen von Normal- auf Intensivstation

Im Hinblick auf den Stufenplan, wonach bei 400 und 500 mit CoV-Patienten belegten Intensivbetten weitere Schritte in die Wege geleitet werden, sagte der Intensivmediziner, dass sich das auf den Stationen ohne Einschränkungen „nicht ausgehen“ werde. Im AKH etwa könne man „noch alle Patienten behandeln“, allerdings „mit enormem organisatorischem Aufwand“. Sollten noch deutlich mehr CoV-Patienten dazukommen, dann werde man „Patienten verschieben“ müssen, im schlimmsten Fall werde es auch zur Triage kommen.

Mit der Delta-Variante habe man die Erfahrung gemacht, dass rund 25 Prozent der Menschen von Normal- auf die Intensivstationen verlegt werden, so Markstaller. Und CoV-Patienten gingen „zulasten einer termingerechten Behandlung der Patienten, die sonst auf diesen Intensivbetten behandelt worden wären“. Markstaller verwies auch darauf, dass CoV-Fälle viel länger als andere Patienten auf der Intensivstation lägen – manchmal sogar über Wellen hinweg. „Im Schnitt drei Wochen“ befänden sich die Patienten auf der Intensivstation – manche kürzer, nicht zuletzt wegen Todesfällen, manche aber auch deutlich länger, so Markstaller.

Prognosekonsortium rechnet mit deutlichem Anstieg

Von einem entsprechenden Anstieg in naher Zukunft geht auch das Covid-19-Prognosekonsortium aus: Nach der Vorhersage von Mittwoch rechne man in zwei Wochen mit bis zu 435 intensivmedizinisch betreuten CoV-Patienten. Auf Normalstationen rechnet man mit mindestens 1.149, aber bis zu 2.148 Patientinnen und Patienten. Damit könnte auch in einigen Bundesländern bereits die kritische Auslastungsgrenze von 33 Prozent überstiegen werden. In Vorarlberg liegt die Wahrscheinlichkeit dafür bei 35 Prozent, in Wien bei 15 Prozent und im Burgenland bei zehn Prozent, so die Prognose des Konsortiums.

Delta-Variante veränderte Situation in Spitälern

Schon im Vorjahr befand man sich Ende Oktober rein zahlenmäßig in einer vergleichbaren Situation: Am 27.10.2020 waren 1.197 Normalbetten und 203 Intensivbetten belegt. Durch die Delta-Variante sei die Lage heute aber anders, so Markstaller. „Nicht Geimpfte stecken sich viel schneller an“, außerdem benötigten sie früher intensivmedizinische Betreuung. Früher lag das Verhältnis hier bei 1:10 und nicht wie jetzt bei 2,5:10, also den erwähnten 25 Prozent, so Markstaller.

„Nie zu spät“ für Impfung

Expertinnen und Experten sind sich einig, dass die Impfung den besonders schweren Verläufen entgegenwirkt. Walter Hasibeder, Präsident der ÖGARI, sagte etwa gegenüber der „Kleinen Zeitung“, dass „das Gros der Patienten“ auf Intensivstationen ungeimpft sei. Auch Markstaller hält eine Impfung für sinnvoll – auch dann, wenn der Aufbau des Impfschutzes bis in den Dezember hinein dauern könnte. Es sei „nie zu spät“, jeder Tag, den man bereits geimpft ist, sei besser als ein Tag, an dem man nicht geimpft ist.

Trotz aller Appelle, nicht nur von Medizinern und aus der Politik, sich impfen zu lassen, bewegt sich die Impfrate jedoch kaum. Im E-Impfpass wurden am Mittwoch nur 4.907 Impfungen innerhalb von 24 Stunden gezählt. 63,7 Prozent der Gesamtbevölkerung haben ein aktives Impfzertifikat, dazu zählen seit dieser Woche auch Genesene, die eine einzelne Impfung erhalten haben, die bisher in dieser Zahl nicht enthalten waren. 65,6 Prozent der Gesamtbevölkerung sind zumindest teilimmunisiert. Von den oft geforderten 80 Prozent ist man damit weit entfernt.