Halbleitermangel: Österreich kritisiert geplante Verkäufe

Die Pandemie hat Europa vor Augen geführt, was ein Mangel an Halbleitern verursachen kann. Die Chips, ohne die kein Handy, kein PC, aber auch keine industrielle Fertigung funktioniert, sind lebenswichtig für die Wirtschaft. Die Unterbrechung der Lieferketten führt zu zahlreichen Verzögerungen im Handel und behindert weltweit Produktionsprozesse. Europas Abhängigkeit von chinesischen und US-Firmen wurde augenscheinlich.

Die EU-Kommission nahm sich daher vor, mittels eines „European Chips Act“ seinen technologischen Rückstand aufzuholen. Heute sprach dazu Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) in Brüssel mit dem zuständigen Kommissar Thierry Breton. Thema war nicht nur, wie die EU die Produktion von Halbleitern zurückholen will. Auch die anstehenden Verkäufe zweier Chipfirmen kamen aufs Tapet.

Poker um Arm schlägt hohe Wellen

Dabei geht es einerseits um den deutschen Chipzulieferer Siltronic, den GlobalWafers aus Taiwan kaufen will. Siltronic sei der letzte Hersteller der wichtigen Siliziumscheiben in Europa, so Schramböck. Eine noch größere Dimension hat aber der geplante Megadeal des US-Unternehmens Nvidia, das den britischen Chipdesigner Arm kaufen will. Dessen Technologie bildet den Kern jedes modernen Smartphones. Bisher gehörte Arm dem japanischen Telekomkonzern SoftBank und galt damit praktisch als „neutral“ – dass Arm nun in US-Hand kommen soll, beunruhigt auch Europa. Schramböck stellte sich strikt gegen den Verkauf. Mögliche Auflagen der EU-Kommission seien zu wenig, die Behörde solle sich klar gegen den Deal aussprechen, so Schramböck.

Insgesamt forderte sie in Brüssel eine Flexibilisierung, um die Halbleiterproduktion in Europa leichter zu ermöglichen. „Chips sind das Öl des 21. Jahrhunderts“, sagte Schramböck nach dem Gespräch mit Breton. Österreich habe seine Aufgaben hier erledigt und mittels eines Investionsinstruments der EU (IPCEI) in die heimischen Firmen Infineon und AT&S investiert. Österreich sei „die Chipschmiede Europas“, so Schramböck.

Einstieg bei kleinen Chips

Die IPCEIs sollten rasch überarbeitet werden, damit die Mitgliedsstaaten rasch entsprechende Firmen unterstützen können. Schramböck sprach sich dafür aus, dass die bestehenden Unternehmen, die hauptsächlich größere Chips etwa für die Autoindustrie herstellen, gestärkt werden und dass Europa bald in die Produktion kleiner Chips für IT-Technologien einsteigt. Dafür gebe es Mittel im Recovery Fund der EU, dessen Gelder für Klimaschutzmaßnahmen und Digitalisierung gedacht sind. Schramböck forderte hier Investitionen „im zweistelligen Milliardenbereich“.

Laut den Plänen der EU-Kommission soll Europa ein eigenes Wirtschaftssystem für Mikrochips aufbauen, um die Abhängigkeit von Asien zu verringern. Demzufolge sollen mindestens 20 Prozent der weltweiten Produktion von Halbleitern in der EU angesiedelt werden.