Militär im Sudan geht hart gegen Demonstranten vor

Nach dem Putsch im Sudan haben die Sicherheitskräfte ihr Vorgehen gegen Demonstrierende verschärft. Soldaten und Polizisten räumten heute Straßenbarrikaden und nahmen Anführer der Demokratiebewegung fest.

Unterdessen stieg der internationale Druck auf die Putschisten weiter an, nachdem wichtige Geldgeber die Rückhaltung von Hilfszahlungen ankündigten. Die Afrikanische Union (AU) suspendierte den Sudan und forderte die Wiedereinsetzung einer zivilen Regierung.

Demos: Tausende auf der Straße

Heute gingen den dritten Tag in Folge Tausende Menschen auf die Straße, um gegen die Machtübernahme des Militärs zu demonstrieren. In mehreren Städten des nordostafrikanischen Landes kam es erneut zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften, die mit Tränengas gegen die Menschen vorgingen. Gewerkschaftsvertreter sprachen von einem „rachsüchtigen“ Vorgehen der Armee.

Menschen demonstrieren in der sudanesischen Hauptstadt Khartum
APA/AP/Marwan Ali

Ein AFP-Korrespondent sah, wie Sicherheitskräfte in der Hauptstadt Khartum Barrikaden aus Steinen und Reifen entfernten. „Sie verhaften jeden, der sich in der Nähe aufhält“, sagte ein Demonstrant der AFP. Vielerorts blieben die Geschäfte geschlossen. Die Demokratiebewegung rief für Samstag zu „Millionenprotesten“ auf, um die Übergabe der Macht an eine Zivilregierung einzufordern.

Ausnahmezustand ausgerufen

Nach wochenlangen Spannungen zwischen Befürwortern einer Militärherrschaft und Unterstützern einer Zivilregierung hatten sudanesische Soldaten am Montag die zivilen Mitglieder der Übergangsregierung festgenommen. Der oberste sudanesische General, Abdel Fattah al-Burhan, rief den Ausnahmezustand aus und kündigte die Bildung einer neuen Regierung mit „kompetenten Personen“ an.

Der abgesetzte Ministerpräsident Abdalla Hamdok wurde nach dem Putsch zunächst in Burhans Haus festgehalten. Gestern wurden er und seine Frau „unter strenger Bewachung“ nach Hause gebracht, wie sein Büro mitteilte. Andere Minister und zivile Führungskräfte standen weiterhin unter Militärarrest.

Ausschluss aus Afrikanischer Union

In einer gemeinsamen Erklärung forderten westliche Diplomaten ein persönliches Treffen mit Hamdok. „Wir erkennen den Ministerpräsidenten und sein Kabinett weiterhin als die verfassungsmäßigen Führer der Übergangsregierung an“, hieß es in der von den USA, der EU, Großbritannien, Norwegen und der Schweiz unterschriebenen Erklärung.

Die Afrikanische Union schloss das Land heute bis zur Wiederherstellung einer zivilen Regierung aus der Gemeinschaft aus. Der UNO-Sicherheitsrat befasste sich in einer Dringlichkeitssitzung gestern Abend mit dem Putsch. Auf eine gemeinsame offizielle Erklärung zum Sudan konnte sich der Rat aber nicht einigen.

Im dem nordostafrikanischen Land hatte nach dem Sturz von Machthaber Omar al-Baschir im Jahr 2019 ein Souveräner Rat die Regierungsgeschäfte übernommen, in dem sich Militärs und Zivilisten die Macht teilten. Seitdem befand sich das Land in einer Übergangsphase, die 2023 mit der Einsetzung einer zivilen Regierung enden sollte. Eine hohe Inflation, wirtschaftliche Probleme und tiefe politische Spaltungen verschärften aber die Lage.