Der britische Kutter „Cornelis Gert Jan“.
Reuters/Sarah Meyssonnier
Fischereistreit

Frankreich setzt britischen Kutter fest

Frankreich hat im Streit über Fischereirechte nach dem Brexit am Donnerstag einen britischen Kutter festgesetzt. Ein zweites Boot wurde verwarnt, weil es ohne Lizenz in französischen Gewässern unterwegs war. „Es ist kein Krieg, aber es ist ein Kampf“, sagte die für Fischerei zuständige französische Ministerin Annick Girardin dem Radio RTL.

Die britische Regierung erklärte, das Verhalten Frankreichs sei enttäuschend und unverhältnismäßig. „Das ist nicht das, was wir von einem engen Alliierten und Partner erwarten würden“, teilte die Regierung in London mit. Donnerstagabend wurde die französische Botschafterin einbestellt.

Wie das Büro von Premierminister Boris Johnson mitteilte, habe Außenministerin Liz Truss die Botschafterin Catherine Colonna vorgeladen. „Wir bedauern die konfrontative Sprache, die von der französischen Regierung in dieser Angelegenheit immer wieder verwendet wurde“, erklärte die britische Regierung weiter.

Frankreich will Sonderkontrollen einführen

Bereits am Vortag hatte die Regierung in Paris Konsequenzen angekündigt, da französische Fischer nicht die garantierten Lizenzen erhalten hätten, um in britischen Gewässern zu fischen. Ab 2. November will Frankreich zudem Sonderkontrollen für britische Waren einführen, was die wirtschaftliche Situation im Vereinigten Königreich noch verschärfen würde. Außerdem werde Frankreich künftig systematisch die Sicherheit britischer Boote überprüfen. Lkws, die von Frankreich aus nach Großbritannien oder in die Gegenrichtung fahren, sollen demnach ebenfalls schärfer kontrolliert werden.

Französische Fischerboote protestieren vor dem Hafen von Saint Helier.
APA/AFP/Sameer Al-Doumy
Schon im Frühjahr protestierten Fischer

Frankreich erwägt weitere Maßnahmen

Die Regierung von Präsident Emmanuel Macron erwägt zudem weitere Maßnahmen und schließt dabei eine Überprüfung von Stromexporten nach Großbritannien nicht aus. Frankreichs Europaminister Clement Beaune sagte, anscheinend sei die Sprache der Härte das Einzige, was die Briten verstünden.

„Wir werden den Einwohnern von Jersey nicht sagen, dass sie diesen Winter keinen Strom haben“, so Beaune Anfang Oktober im Sender BFM-TV. „Es kann aber gezielte Maßnahmen in einzelnen Bereichen geben“, fügte er hinzu. Die Kanalinsel Jersey liegt rund 25 Kilometer vor der französischen Küste. Sie ist als Kronbesitz nicht Teil des Vereinigten Königreichs, London ist aber für die Außen- und Verteidigungspolitik verantwortlich.

Britischer Minister: Drohungen rechtswidrig

Der britische Umweltminister George Eustice sagte im Londoner Parlament, die Drohungen verstießen gegen internationales Recht. Großbritannien hat zugesichert, Lizenzen an EU-Fischer auszustellen, die vor dem Brexit am 31. Jänner 2020 in britischen Gewässern tätig waren. Laut Eustice hat Großbritannien bereits 1.673 Lizenzen für Schiffe aus der EU erteilt, von denen 736 an Frankreich gingen. Weitere Lizenzen könnten genehmigt werden, sagte Eustice.

Frankreich setzt britischen Fischkutter fest

Im Streit über Fischereirechte nach dem Brexit hat Frankreich einem britischen Kutter die Weiterfahrt verwehrt. „Es ist kein Krieg, aber es ist ein Kampf“, sagte die für Fischerei zuständige französische Ministerin Annick Girardin.

Nach dem Ausscheiden der Briten aus der EU kam es zu einem Streit über Gesamtfangmengen und deren Aufteilung. Die Fischerei war neben dem Status von Nordirland der heikelste Punkt in den Austrittsverhandlungen. Zeitweise drohten die Verhandlungen über einen Brexit-Handelspakt an der Fischereifrage zu scheitern. Auch der Status der britischen Provinz ist weiter umstritten. In der Vergangenheit kam es im Ärmelkanal zu Zusammenstößen von britischen und französischen Fischern.