Menschen mit Masken in einem Einkaufszentrum in Wien.
APA/Helmut Fohringer
Coronavirus

Maßnahmen als Fleckerlteppich

Binnen zwei Wochen hat sich in Österreich die 7-Tage-Inzidenz fast verdoppelt. Derzeit liegt sie bei 287,8, in einigen Bundesländern weit höher. Zum zweiten Mal in Folge wurden laut Innen- und Gesundheitsministerium mehr als 4.000 Neuinfektionen gemeldet. Und auch die Belegung in den Krankenhäusern steigt. Einige Länder verschärfen nun die Maßnahmen – doch bei Weitem nicht alle. Die Ampelkommission empfiehlt jedenfalls ein Vorziehen geplanter Maßnahmen.

Im Krankenhaus liegen aktuell 1.289 Personen, das sind um 32 mehr als am Vortag. 265 Menschen davon werden auf Intensivstationen betreut. Diese Zahl nahm um 15 zu und ist innerhalb einer Woche um 51 Patienten angestiegen.

Die Maßnahmen sind wieder zum Fleckerlteppich geworden. Der Bund bietet ja nur das Mindestmaß an Vorschriften, die einzuhalten sind. Gleich vier Bundesländer haben schon eigenständig weitergehende Regeln etabliert, weitere könnten dem Vernehmen nach folgen. Einzig Vorarlberg und das Burgenland dürften fix beim Minimum an Regeln bleiben wollen.

Grafik zu den CoV-Maßnahmen in den Bundesländern
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Freilich dürften sich die Regeln schon in gut einer Woche ändern. Denn wohl rund um dieses Wochenende werden bereits 300 Coronavirus-Patienten auf Intensivstationen liegen, und eine Woche nach Erreichen dieses Werts tritt Etappe zwei des Regierungsstufenplans in Kraft. Diese bedeutet nicht nur ein Aus für die Wohnzimmertests, sondern auch die bundesweite Einführung von „2-G“ in der Nachtgastronomie und bei Events ab 500 Personen.

Ampelkommission für bundeseinheitliche FFP2-Regel

In der Risikoeinschätzung der Ampelkommission hieß es Donnerstagabend, dass „fehlender Impffortschritt (…) mit stringenteren und zeitnahen Schutzmaßnahmen ausgeglichen werden (muss), um ein nachhaltiges Sinken der Fallzahlen bewirken zu können“. Die Kommission empfiehlt angesichts „steil“ steigender Infektionszahlen, Maßnahmen des Stufenplans der Regierung vorzuziehen. Speziell plädiert man in der ORF.at vorliegenden Bewertung dafür, in Innenräumen eine bundeseinheitliche FFP2-Regelung einzuführen.

Hingewiesen wird darauf, dass Österreich mit einer Quote von 62,3 Prozent im westeuropäischen Vergleich weiterhin unterdurchschnittlich hinsichtlich der Durchimpfung liegt. Ziemlich deutlich klar gelegt wird, dass es in „3-G“- oder ungeregelten Settings keine Unterscheidung zwischen Geimpften und Ungeimpften geben soll, sondern eben überall eine FFP2-Maske angelegt werden sollte. Diese wird jedoch nicht für Bereiche vorgeschlagen, wo man geimpft oder genesen sein muss.

Inzidenz in Salzburg am höchsten

Salzburg, wo die 7-Tage-Inzidenz am höchsten ist und das auch laut Ampelkommission die mit Abstand schlechteste risikoadjustierte Inzidenz mit 612 hat, plant derzeit Verschärfungen. Seit dem 18. Oktober gilt eine FFP2-Maskenpflicht für den Handel, Kultureinrichtungen und den Besuch körpernaher Dienstleister.

Zugleich wurden Mitte Oktober über drei Hochinzidenzgemeinden im Tennengau (Bezirk Hallein) Ausfahrtsbeschränkungen verhängt. In Adnet und Annaberg-Lungötz dürften sie wie geplant mit 3. November auslaufen. In Sankt Koloman – wo die Frist bereits mit Ablauf des kommenden Sonntags endet – stagniere die Entwicklung allerdings. „Die Entscheidung über eine Verlängerung wird dabei am Freitag oder Samstag fallen.“

Leichte Verschärfung geplant

Darüber hinaus will das Land nun in Zukunft keine Antigen-Tests, sondern nur noch die deutlich verlässlicheren PCR-Tests anerkennen – also die „3-G“-Regel mit der „2,5-G“-Regel ersetzen.

„Die entsprechende Verordnung könnte bereits Ende der ersten November-Woche vorliegen“, sagte ein Sprecher von Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) am Donnerstag zur APA. Die kostenlosen PCR-Gurgeltests seien flächendeckend allerdings erst seit Mittwoch in den Spar-Märkten erhältlich. „Darum wollen wir zunächst schauen, wie das System anläuft.“ Die Lage in den Intensivstationen ist derzeit noch relativ stabil – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Ausgeweitete FFP2-Pflicht in Oberösterreich

In Oberösterreich gibt es Ausreisekontrollen im Bezirk Braunau, mit Freitag kommt auch der Bezirk Freistadt dazu, dessen 7-Tage-Inzidenz über der durch den Hochinzidenzerlass definierten Grenze von 500 liegt – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Zudem gilt ab Freitag die FFP2-Pflicht wieder in allen Bereichen – auf das verwies auch Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) bei seiner Angelobung am Mittwoch. Das und die „3-G-Regel“ am Arbeitsplatz solle gegen die „zu hohen“ Zahlen helfen.

Allerdings sei der Bedarf an Intensivbetten bei Weitem nicht so hoch in Relation zu vorangegangenen Wellen, so Stelzer. Dabei wurde am Donnerstag eine neue Höchstzahl an Infektionen vermeldet – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Auch Steiermark schärft nach

Schärfere Maßnahmen wurden in der Steiermark angekündigt: So gilt ab 8. November für die Nachtgastronomie „2-G“, und die FFP2-Maskenpflicht wird erweitert. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) machte am Mittwoch klar, dass es ohne weitere rasche Verschärfungen nicht gehen wird – der Stufenplan der Bundesregierung sei zu wenig: „Der Stufenplan ist gut, aber er ist ein Reaktionsplan, er ist kein Aktionsplan. Wir verschärfen, wenn es sehr viel schlechter wird, und wir wollen jetzt verschärfen, damit es nicht noch schlechter wird und damit wir dieses Virus in den Griff bekommen“ – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

NÖ: Ausreisetests auch in Lilienfeld und Amstetten

In Niederösterreich wird es nun auch Ausreisetests in den Bezirken Lilienfeld und Amstetten geben. Mit Freitag tritt die Regelung in Kraft. In den Bezirken Melk und Scheibbs wird bereits seit Samstag kontrolliert. Um die jeweiligen Regionen verlassen zu dürfen, sind „3-G“-Nachweise erforderlich. Diesbezüglich vorgesehen sind wie schon bisher stichprobenartige Kontrollen – mehr dazu in noe.ORF.at.

Zudem werde man sehen, wie sich die Herbstferien auf ein Abflachen der Zahlen auswirken, so die Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). Einmal mehr wies sie auf das große Impfangebot in Niederösterreich hin und appellierte, „davon Gebrauch zu machen“. Zumindest bei den Impfbussen war zuletzt eine stärkere Nachfrage zu bemerken – mehr dazu in noe.ORF.at.

Kärnten wartet ab

In Kärnten waren dagegen mit Stand Donnerstagvormittag keine Verschärfungen der Coronavirus-Maßnahmen geplant. „Man hat die Infektionslage natürlich genau im Auge – aktuell hält man in Kärnten aber die vom Bund gesetzten Maßnahmen für ausreichend“, sagte Gerd Kurath vom Landespressedienst auf APA-Anfrage. Wo die vulnerabelste Gruppe ist – in den Alters- und Pflegeheimen –, habe man in Kärnten ohnehin besonders strenge Maßnahmen gesetzt, um eine Ausbreitung von CoV zu verhindern – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Keine Änderungen in Vorarlberg und Tirol

Auch in Vorarlberg, das in den vergangenen zwei Wochen den negativsten Trend hatte und ab kommender Woche auch wieder an den Schulen testen wird müssen, will die Politik vorerst auf eine Verschärfung verzichten. Zum jetzigen Zeitpunkt und aus heutiger Sicht seien keine strengeren als die aktuellen Bestimmungen vorgesehen, hieß es auf entsprechende APA-Anfrage aus dem Büro des Landeshauptmanns. Ab nächster Wochen starten indes auch die Gurgeltests in Vorarlberg – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Das schwarz-grüne Tiroler Landesregierung prüft aktuell, ob und welche weiteren Maßnahmen gesetzt werden. Es müsse angesichts der steigenden Infektionszahlen auch von einer Steigerung der Krankenhauszahlen ausgegangen werden, so das Land auf APA-Anfrage. Laut dem Arbeitsdokument der zuständigen Kommission wird die Ampel in Tirol von „orange“ auf „rot“ geschaltet – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Burgenland will Lockerungen

Noch weiter geht man im Burgenland, das immerhin neben Wien als einziges Bundesland auf der Coronavirus-Ampel nicht auf Rot geschaltet werden dürfte. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) strebt Lockerungen an, wenn das von ihm ausgegebene Ziel erreicht wird. Demnach sollen bis zum Landesfeiertag am 11. November 80 Prozent der impfbaren Bevölkerung geimpft sein. 1.141 Stiche sind hierzu noch nötig laut dem Countdown auf Burgenlandimpft.at.

Über die angestrebte Lockerung der Maßnahmen werde mit dem Bund gesprochen. Die Zahlen in den Spitälern seien jedenfalls stabil, hieß es aus dem Büro des Landeshauptmanns am Donnerstag zur APA. Der Koordinationsstab Coronavirus vermeldete aktuell 110 Neuinfektionen und 21 Patienten in Krankenhäusern, davon befinden sich zwei auf der Intensivstation.

In Wien sanken zuletzt die Zahlen sogar leicht. Damit weist die Bundeshauptstadt mittlerweile die geringste Inzidenz aller Bundesländer aus. Nach Vorarlberg vor einer Woche hat Burgenland Wien mittlerweile überholt.