Eine Person mit Handschuhen beschriftet einen Antigentest
APA/AFP/Ronny Hartmann
Jahreshöchstwert

Über 5.800 Neuinfektionen gemeldet

Bei den Coronavirus-Neuinfektionen ist am Freitag ein neuer Jahreshöchstwert gemeldet worden: In den vergangenen 24 Stunden kamen 5.861 Neuinfektionen hinzu. Mehr als 5.000 neue Fälle pro Tag hatte es zuletzt in der zweiten Welle im November 2020 gegeben. Außerdem kamen allein in der vergangenen Woche 100 Todesfälle hinzu. Am Freitag mussten auch wieder deutlich mehr CoV-Patienten und -Patientinnen in Spitälern behandelt werden.

Vor fast genau elf Monaten – am 26. November 2020 – waren mit 5.526 Neuinfektionen zuletzt mehr als 5.000 von Innen- und Gesundheitsministerium gemeldet worden. Die am Freitag gemeldeten 5.861 liegen deutlich über dem Schnitt der vergangenen Woche mit 3.996 Infektionen. Die 7-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in den abgelaufenen sieben Tagen je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner, liegt laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) bei 317 (Stand: Freitag, 14.00 Uhr).

Allein seit Donnerstag wurden 17 weitere Todesfälle gemeldet. Insgesamt hat die Covid-19-Pandemie seit Ausbruch bereits 11.333 Tote in Österreich gefordert.

Starker Anstieg auf Intensivstationen

Im Krankenhaus lagen am Freitag bereits 1.370 Personen, das sind um 81 mehr als am Donnerstag. 280 Schwerkranke werden auf Intensivstationen betreut – um 15 mehr als am Vortag. Innerhalb einer Woche kamen 56 Covid-19-Patienten in intensivmedizinischer Betreuung hinzu, was einer Zunahme von 25 Prozent entspricht.

Somit dürften bald 300 Intensivbetten belegt sein, was – allerdings erst mit einer Verzögerung von sieben Tagen – die nächste Stufe im Plan der Regierung bedeutet. Erst dann gilt in der Nachtgastro und in „ähnlichen Settings“ sowie bei Veranstaltungen ohne zugewiesene Sitzplätze mit mehr als 500 Personen eine „2-G-Regel“, d. h. nur noch Geimpfte oder Genesene haben Zutritt. Außerdem sind in Stufe zwei Antigen-Tests mit Selbstabnahme („Wohnzimmertests“) nicht mehr als Nachweis für Bereiche mit „3-G-Eintrittsregel“ gültig. In Wien sind genau diese Verschärfungen bereits abseits des Stufenplans in Kraft gesetzt worden.

OÖ meldet die meisten Neuinfektionen

Die meisten Neuinfektionen seit Donnerstag verzeichnete das Bundesland mit der geringsten Impfquote und der höchsten Inzidenz – Oberösterreich. 1.469 neue Fälle kamen in dem Bundesland hinzu. Niederösterreich verzeichnete 1.273 weitere Infizierte. Wien meldete 864 neue Fälle, die Steiermark 685 und Salzburg 562. In Tirol kamen seit Donnerstag 357 Neuinfektionen hinzu, in Vorarlberg 289, in Kärnten 260 und im Burgenland 102.

Die geschätzte tägliche effektive Reproduktionszahl ist laut AGES für Österreich größer als eins, sie liegt für den 29. Oktober bei 1,16. Die geschätzte tägliche Steigerungsrate bei den Neuinfektionen wurde mit 5,3 Prozent berechnet.

Insgesamt wurden in den vergangenen 24 Stunden 431.562 PCR- und Antigen-Tests eingemeldet. Davon waren 149.650 aussagekräftige PCR-Tests, deren Positivrate betrug 3,9 Prozent.

Ampelkommission für Vorziehen von Maßnahmen

Die Ampelkommission empfahl am Donnerstag angesichts „steil“ steigender Infektionszahlen, Maßnahmen des Stufenplans der Regierung vorzuziehen. Speziell plädiert man in einer ORF.at vorliegenden Bewertung dafür, in Innenräumen eine bundeseinheitliche FFP2-Regelung einzuführen. Das Erreichen von Impfzielen könnte als Basis für Lockerungen dienen. Nach Bewertung der Kommission ist derzeit das Infektionsrisiko fast im ganzen Land sehr hoch, im Burgenland und in Wien ist es „nur“ hoch.

Hingewiesen wird darauf, dass Österreich hinsichtlich der Durchimpfung – Stand Freitag gelten 62,5 Prozent der Bevölkerung als vollständig geimpft – im westeuropäischen Vergleich weiterhin unterdurchschnittlich liegt. Ziemlich deutlich klargelegt wird, dass es in „3-G“- oder ungeregelten Settings keine Unterscheidung zwischen Geimpften und Ungeimpften geben soll, sondern überall eine FFP2-Maske angelegt werden sollte. Diese wird jedoch nicht für Bereiche vorgeschlagen, wo man geimpft oder genesen sein muss.

Fokus auch auf Normalstationen legen

Direkte, personalisierte Anschreiben bezüglich Impfung werden von der Kommission ein weiteres Mal ausdrücklich begrüßt. Auch wird appelliert, die fälligen Auffrischungsimpfungen vorzunehmen. Mehr in den Fokus nehmen sollte man nach Einschätzung der Kommission das Geschehen an den Normalstationen. Hier würden sich durch die steigenden Zahlen zusätzliche Herausforderungen zur Intensivbelegung ergeben.

Diese für das sonst meist sehr zurückhaltend agierende Gremium recht deutlichen Forderungen ergeben sich aus dem Infektionsgeschehen im Land. Denn Rot ist die unerfreuliche Trendfarbe auf der CoV-Ampel. Die zuständige Kommission hat wie erwartet nur noch das Burgenland und Wien in den orange gefärbten Sektor, der hohes Risiko anzeigt, eingestuft. In den übrigen Bundesländern sowie im Gesamtstaat leuchtet die Ampel rot. Das heißt, es herrscht sehr hohes Infektionsrisiko.

Negativtrend in allen Bundesländern

Ausschlaggebend für die Färbung ist die Risikozahl. Ab der Marke 100, unter der Wien (81,5) und das Burgenland (78,5) noch recht deutlich bleiben, gilt sehr hohes Risiko. Freilich war das Burgenland in der Vorwoche noch gelb, es gab also mittleres Risiko. Auch der Wiener Wert hat sich deutlich verschlechtert. In der Steiermark, in Tirol, Kärnten und Vorarlberg gingen die Infektionszahlen so steil nach oben, dass sie vom hohen Risiko in die schlechteste, also rote Zone abrutschten, die für Salzburg, Nieder- und Oberösterreich bereits bekanntes Terrain war.

Der Negativtrend gilt für sämtliche Bundesländer. Die ungünstigste Entwicklung während der vergangenen 14 Tage hatte Vorarlberg mit einem Plus von gleich 108 Prozent. Die höchste Risikozahl mit beachtlichen 326,9 weist Salzburg auf. Zum Vergleich: In der Vorwoche betrug sie 150,7. Das Bundesland hat auch die höchste rohe 7-Tage-Inzidenz (433,4) und auch die mit Abstand schlechteste risikoadjustierte Inzidenz mit 612.

Fälle bei über 65-Jährigen nehmen zu

Schlecht ist, dass auch bei den besonders gefährdeten über 65-Jährigen der Trend in die falsche Richtung zeigt. Das Plus in den vergangenen 14 Tagen betrug 61,4 Prozent, mittlerweile gehen in allen Bundesländern die Werte nach oben. Der Anteil dieser Gruppe an den aktuellen Infektionen stieg minimal von elf auf zwölf Prozent.

Stark abgesackt ist die Zahl der abgeklärten Fälle, die nur noch knapp über 50 Prozent liegt nach 62 Prozent in der Vorwoche. Gesunken ist die Zahl der asymptomatischen Fälle auf 29 Prozent. Dass der Wert nicht noch schlechter ist, ist im Wesentlichen Wien zu verdanken, wo 47 Prozent der ausgeforschten Infektionen ohne Symptome verlaufen. Das hängt wohl damit zusammen, dass die Bundeshauptstadt auf die Bevölkerung bezogen weiter bei Weitem die meisten Tests durchführt, die Schlusslichter Tirol und Vorarlberg kommen nicht einmal annähernd auf die Hälfte.

In ganz Österreich gibt es gerade einmal drei Bezirke, in denen der 14-Tage-Trend nach unten geht, in zwei Regionen ist die Lage wenigstens stabil. Eine Inzidenz von unter 100 haben nur noch Hollabrunn und Murau. Melk bewegt sich am anderen Ende der Skala schon rund um die 1.000. Eine Änderung hat die Kommission auch bei den Risikostufen für die Schulen vorgenommen. Die nunmehr vormalige Testregion Vorarlberg gesellt sich zu den anderen Ländern auf der Stufe zwei, womit auch im „Ländle“ wieder getestet werden muss.