Stürmisches Meer in Catania
Reuters/Antonio Parrinello
Fünf Meter hohe Wellen

Weiterer Wirbelsturm sucht Sizilien heim

Sizilien wird derzeit von einem zweiten schweren Sturm in dieser Woche heimgesucht. Starke Regenfälle, heftige Winde und mehr als fünf Meter hohe Wellen treffen die Insel. Es herrscht Alarmstufe Rot. Unwetter und Überflutungen der vergangenen Tage hinterließen bereits eine Spur der Verwüstung und kosteten drei Menschen das Leben.

Der Regen habe sich wieder verstärkt, sagte der Chef der Zivilschutzbehörde Siziliens, Salvo Cocina, am Freitagvormittag im öffentlich-rechtlichen Fernsehsender Rai 1. Die Gegend um die Stadt Syrakus ist derzeit die am stärksten betroffene Region. Der Autobahnabschnitt nach Catania wurde aus Sicherheitsgründen gesperrt. Die Hafenstadt Augusta ist von der Außenwelt abgeschnitten.

Der Bahn- und Busverkehr kam zum Erliegen, wie der „Corriere della Sera“, die „Repubblica“ und andere Medien am Freitag berichteten. In einigen Ortschaften kam es zu Erdrutschen, Bäume stürzten um. Betroffen ist auch die Stadt Ragusa. „In acht Stunden ist das Wasser von acht Monaten gefallen“, sagten Freiwillige des Zivilschutzes. Weitere Fahrzeuge und Rettungskräfte seien zur Hilfe nach Sizilien geschickt worden.

Satelitenbild von Europa und Nordafrika
CIRA/RAMBB
Das Satellitenbild zeigt den sich Sizilien nähernden Wirbelsturm

Alarmstufe Rot

Nachdem Sizilien bereits am Dienstag von einem Wirbelsturm getroffen worden war, peitscht nun der Medicane mit dem Namen „Apollo“ die Süd- und Ostküste der Insel. Die Zivilschutzbehörde rief für Freitag daher die Höchstwarnstufe Rot in Ostsizilien und in einem Teil Kalabriens aus. In den kommenden Stunden ist laut dem Wetterdienst Meteo.it mit lokal sehr intensiven Niederschlägen, Sturmwinden mit Böen über 100 km/h und fünf bis sechs Meter hohen Meereswellen zu rechnen. Eine Wetterbesserung sei erst am Samstagnachmittag oder -abend in Sicht.

Medicane

Unter einem Medicane versteht man einen Wirbelsturm im Mittelmeer (englisch: Mediterranean Hurricane). Mit einem Hurricane gemeinsam hat er das Auge – ein nahezu windstilles Zentrum.

Schulen sowie Ämter und Geschäfte, die keine essenziellen Dienste anbieten, wurden geschlossen. Auch die Strandpromenade Catanias blieb am Freitag gesperrt. „Die Vorhersagen sind besorgniserregend“, sagte der Bürgermeister Salvo Pogliese in einem Video auf Facebook. Die Benutzung von Autos wurde eingeschränkt, der Verkehr mit Fahrrädern und Motorrädern verboten. Die Menschen sind dazu aufgerufen, ihre Häuser nur für notwendige Erledigungen zu verlassen.

Autos unter Wasser in Catania
APA/AFP/Ansa
In Catania trugen die Wassermassen ganze Autos davon

Catania schwer getroffen

Der Osten Siziliens war bereits am Dienstag von einem Wirbelsturm getroffen worden. Vor allem Catania war von den schweren Unwettern der letzten Tage betroffen. Dort hatten die Fluten Autos weggetragen und Straßen voller Schlamm und weggespülten Gegenständen hinterlassen. Ganze Straßen und Plätze standen teilweise einen Meter unter Wasser. Fernsehbilder zeigten eine überflutete Notaufnahme im Krankenhaus von Catania und von der Decke tropfendes Regenwasser in den Amtsstuben des städtischen Gerichts.

Heftige Unwetter sorgen für Zerstörung

Sizilien hat mit schweren Unwettern zu kämpfen. Der regionale Notstand wurde ausgerufen sowie Geschäfte und Schulen geschlossen.

Durch die Unwetter verloren bisher drei Menschen ihr Leben. Am Donnerstag bargen Rettungskräfte die Leiche einer vermissten Frau, die – so wie auch ihr Mann – am Sonntag aus dem Auto ausgestiegen und von den Wassermassen erfasst worden war. Ihr Körper wurde etwa fünf Kilometer vom Wagen entfernt entdeckt. Zuvor war ihr Mann in etwa zwei Kilometern Entfernung tot aufgefunden worden. Am Dienstag war ein anderer Mann in Catania gestorben, weil er ebenfalls aus dem Auto ausstieg und dann vom Wasser unter den Wagen gedrückt wurde.

Entwurzelter Baum
Reuters/Antonio Parrinello
Unwetter richteten in den vergangenen Tagen schwere Schäden an

Regionaler Notstand ausgerufen

Der Präsident der Region Sizilien, Nello Musumeci, rief am Mittwoch den regionalen Notstand aus. Damit sollen die Prozeduren für Entschädigungen beschleunigt werden, die durch die Unwetter diese Woche verursacht wurden. Laut dem Agrarverband Coldiretti waren vor allem Zitrushaine und Olivenbäume der Insel betroffen. Extremwetterereignisse verursachten laut Coldiretti italienweit in diesem Jahr bereits rund zwei Milliarden Euro Verluste in der Landwirtschaft.

„Die dramatischen Auswirkungen der Sturmfluten sind nicht nur auf natürliche Ursachen durch den Klimawandel zurückzuführen, sondern auch auf eine absolut katastrophale Situation in der Region. Es gibt keine geeignete Infrastruktur, sondern nur unfertige und wilde Überbauungen“, sagte der Generalsekretär der Gewerkschaft UIL Sizilien, Claudio Barone. Es sei nichts zur Sicherheit getan worden, obwohl diese Wetterextreme vorhersehbar gewesen seien, fügte hinzu.