Medien: Diplomat Peterlik leakte an Ex-BVT-Beamten

Der damalige Generalsekretär des österreichischen Außenministeriums, Johannes Peterlik, soll geheime Dokumente zu einem Nervengift aus der Nowitschok-Gruppe 2018 einem Ex-Beamten des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) zukommen haben lassen. Das berichteten „Die Presse“ und „Standard“ (Samstag-Ausgaben).

Der Karrierediplomat war Mitte Oktober im Zusammenhang mit einem Ermittlungsverfahren suspendiert und als Österreichs Botschafter in Indonesien abberufen worden.

Der damals höchste Beamte des von Karin Kneissl angeführten Außenministeriums habe die geheimen Dokumente, die Informationen zur Nowitschok-Formel sowie zur Untersuchung des Giftgasanschlags auf den russischen Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter erhielten, am 3. Oktober 2018 angefordert, referierten die Zeitungen eine gerichtliche Anordnung.

Verbindungen zu Marsalek?

Das Wirtschafts-, das Verteidigungs- sowie das Außenministerium hatten die Dokumente zuvor von der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) erhalten. Zwei Tage nach Peterliks Anforderung filmte der ehemalige BVT-Beamte O. die Dokumente in seiner Wohnung in Wien ab. Ein diesbezügliches Video war Anfang 2021 auf O.s Mobiltelefon beschlagnahmt worden.

„Aufgrund der zeitlichen Nähe zwischen Anforderung und Erhalt des Dokuments durch Peterlik und die Videoaufnahme von O. in Zusammenhang mit der im Zuge der (Teil-)Auswertung des Mobiltelefons von O. festgestellten regelmäßigen Kommunikation dieser beiden Personen ergibt sich die Verdachtslage“, zitierte die „Presse“ die Anordnung.

Der zwischenzeitlich auf Flucht befindliche Wirecard-Manager Jan Marsalek prahlte wenige Wochen später in London mit den geheimen OPCW-Dokumenten, deren österreichische Herkunft mit einem Barcode belegt werden konnte. Wie Marsalek selbst an die Dokumente kam, dürfte laut den Medienberichten bisher ungeklärt sein.