Baum im Herbst
ORF.at/Georg Hummer
Warten auf Regen

Trockenster Herbst seit Jahrzehnten

Der Herbst ist so trocken wie seit 35 Jahren nicht mehr, im September und Oktober hat es nur halb so viel geregnet wie normal. Mancherorts waren es sogar um 70 Prozent weniger Regen. Flüsse und Bäche führen wenig Wasser, in Niederösterreich sind die Myrafälle sogar völlig ausgetrocknet. Regen ist nun aber in Sicht.

Österreich erlebt einen goldenen Herbst mit jeder Menge Sonnenschein im September und Oktober und vergleichsweise wenig Nebel. Der sonnigste Ort ist Andau im Burgenland mit schon 435 Sonnenstunden, knapp gefolgt von Innsbruck mit 421 Sonnenstunden. Über 400 Sonnenstunden hat auch schon Wien gezählt, hier war der Oktober sogar einer der sonnigsten seit es Messungen gibt. Gefehlt hat im Herbst bisher aber der Regen.

Im Österreich-Schnitt regnete es nur halb so viel wie im langjährigen Mittel, zuletzt so trocken war es im September und Oktober 1986, also vor 35 Jahren. Selbst der nasseste Ort, der Loiblpass in Kärnten, bekam mit 221 Litern pro Quadratmeter nur halb so viel Regen ab wie normal.

Myrafälle ohne Wasser

Die trockensten Orte liegen in Niederösterreich. In Horn, Retz und Langenlois regnete es erst rund 25 Liter pro Quadratmeter, das ist ein Minus von 70 Prozent. Aber auch in Eichberg (Steiermark), in Bad Tatzmannsdorf (Burgenland) und Kollerschlag (Oberösterreich) fielen nur um die 30 Liter pro Quadratmeter.

Risse im Erdboden
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Regen ist bald erwünscht, damit sich die Wasservorräte in den Böden für das Frühjahr füllen

Dementsprechend wenig Wasser fließt derzeit in den Flüssen und Bächen. So führen beispielsweise Inn und Drau derzeit so wenig Wasser wie sonst erst im Dezember. Der Neusiedlersee erreichte am Samstag seinen tiefsten Wasserstand des Jahres, 27 Zentimeter unter dem normalen Pegel. Die Myrafälle, ein beliebtes Ausflugsziel, im Bezirk Wiener Neustadt, sind sogar völlig ausgetrocknet. Nicht einmal die Ältesten im Tal können sich an so etwas erinnern – mehr dazu in noe.ORF.at.

Auch der Waldbrand in Hirschwang an der Rax ist eine Folge der Trockenheit. Weniger Niederschlag und Trockenheit setzten den Wäldern zwar in der zweiten Jahreshälfte weniger zu als im Frühling, so die Österreichischen Bundesforste. Aber im südlichen Niederösterreich habe es auch schon im Frühjahr deutlich zu wenig Regen gegeben, das habe im Sommer nicht mehr aufgeholt werden können. Außerdem wiesen die steilen Lagen im Schneeberg-Gebiet sehr seichtgründige Böden auf, die nur eine geringe Wasserspeicherfähigkeit hätten.

Für die Landwirtschaft optimal

In der Landwirtschaft herrscht hingegen fast durch die Bank Begeisterung über diesen Herbst. Die steirischen Maisbauern freuen sich über die trockenen Erntebedingungen, so Arno Mayer von der Landwirtschaftskammer Steiermark. Die Ackerböden seien sehr tragfähig, die schweren Maismähdrescher würden zu keiner Bodenverdichtung führen, davon würde die folgenden Kulturen profitieren. Ähnlich zufrieden äußerst sich auf Anfrage auch die Landwirtschaftskammer in Oberösterreich.

Trockener Mais
ORF.at/Roland Winkler
Maisbauern freuen sich über die trockenen Erntebedingungen

Auch die in Niederösterreich noch ausstehenden Erntearbeiten können unter trockenen Bedingungen besser abgeschlossen werden, heißt es von der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Der viele Sonnenschein habe sich auch positiv auf die Zuckereinlagerung bei der Zuckerrübe und beim Wein ausgewirkt. Auch für das in den letzten Wochen gesäte Wintergetreide reiche die Bodenfeuchtigkeit meistens aus, Nebel und Tau würden helfen, so Manfred Weinhappel von der Landwirtschaftskammer Niederösterreich.

Regen und Abkühlung in Sicht

Regen ist dennoch bald erwünscht, denn im Spätherbst und Winter sollten sich die Wasservorräte in den Böden füllen. Das sei für eine gute Entwicklung der Bestände im Frühjahr sehr wichtig, schreiben die Experten der Landwirtschaftskammern. Verlaufen Herbst und Winter trocken, starten die Pflanzen im Frühjahr mit Schwierigkeiten. Und Regen ist in Sicht, ergiebiger Regen sogar. Pünktlich mit dem Monatswechsel stellt sich das Wetter um. Der Föhn, der am Wochenende noch für Temperaturen über 20 Grad sorgt, geht zu Ende.

In Vorarlberg beginnt es zu Allerheiligen (Montag) schon in der Früh zu regnen, um etwa Mittag dann in Tirol, und in der Nacht auf Allerseelen breitet sich der Regen dann zuletzt auch in den Osten Österreichs aus. 20 bis 40 Liter pro Quadratmeter sollten österreichweit fallen, in Osttirol und Oberkärnten auch etwas mehr. Der Regen wird auch beim Löschen des Waldbrandes in Hirschwang an der Rax helfen – mehr dazu in noe.ORF.at.

Nach einer Wetterberuhigung am Dienstag, Allerseelen, folgen am Mittwoch und Donnerstag schon die nächsten Niederschläge. Die Trockenheit wird also deutlich gelindert. Außerdem kühlt es ab. Die Berge, jetzt noch grün-braun bis ganz hinauf, werden schon bald weiß strahlen. Denn es kommt in der neuen Woche auch Neuschnee. Vorübergehend kann es sogar bis unter 1.000 Meter schneien.