Makkari (Lauren Ridloff) in „Eternals“
Marvel Studios 2021
„Eternals“

Diverse Superhelden rasen durch die Zeit

In „Eternals“, geschaffen von Oscar-Preisträgerin Cloe Zhao, beschützen zehn „Ewige“ über Jahrtausende die Menschheit. Stimmungsvoll, mit großem Frauen- und People-of-Colour-Aufgebot und viel zwischenmenschlichem Drama: Im 25. Film aus dem Hause Marvel ist vieles ganz anders – und überzeugt nur bedingt. Ab Mittwoch ist „Eternals“ in den Kinos zu sehen.

Die Urzeitmenschen im Mesopotamien 5000 v. Chr. stehen da und staunen nicht schlecht: Wie aus dem Nichts sind gerade grässliche hautlose Bestien dem Meer entstiegen, da ist auch schon Rettung in Sicht. Futuristische Gestalten in unifarbenen Anzügen kommen mit ihrem Raumschiff angeflogen, zücken die Super-Waffen und lassen Laserstrahlen aus den Augen blitzen.

Dort, auf der Urzeitklippe, werfen sich die Helden auch erstmals in Pose, aufgestellt im Dreieck wie fürs Jugendzimmerposter. Das Bild schafft Überblick: Gleich zehn neue Marvel-Superhelden und -heldinnen sind hier als Eternals im Einsatz, eine hochdiverse Truppe – von der gehörlosen Frau bis zum schwulen afroamerikanischen Helden –, unter anderem verkörpert von Stars wie Salma Hayek (Mexiko/USA), der britisch-asiatischen Schauspielerin Gemma Chan („Captain Marvel“) und Angelina Jolie.

Ikaris (Richard Madden) und Sersi (Gemma Chan) in „Eternals“
Marvel Studios 2021
Im Mittelpunkt der Geschichte: die „Ewigen“ Sersi (Chan) und Ikaris (Madden)

Erste „faule“ Tomatoes-Bewertung

„Viele Menschen werden sich zum ersten Mal selbst als Superhelden sehen“, lobte Jolie im „Behind the scences“-Clip die bunt durchmischte Crew unter Regisseurin Cloe Zhao; „erfrischend“ („Guardian“), eine „gelungene, besondere Note“ (ABC News) stimmte auch die internationale Kritik lobend ein. Die Probleme liegen indes anderswo: Zu unübersichtlich, zu langatmig, zu groß gedacht, so lautet knapp gefasst das Urteil.

Nur 58 Prozent Zustimmung erhielt der Film im Branchenranking Rotten Tomatoes und damit sogar die erste „faule“ Punktezahl in der Geschichte des Marvel Cinematic Universe. Vor allem die Epik in Umfang und Personal – die vielköpfige Reise quer durch die Kontinente und Jahrhunderte – ist es, die Zuschauerinnen und Zuschauer durchaus auf die Probe stellt.

Unsterbliche Götter

Basierend auf den Comics von Jack Kirby aus dem Jahr 1976, handelt es sich bei den Eternals um zehn gottgleiche Figuren, die schon seit 7.000 Jahren inkognito auf der Erde unterwegs und dort umfassend im Rettungseinsatz sind – vom antiken Babylon bis zum Fall des Aztekenreiches 1521, von Hiroshima 1945 bis in die unterschiedlichsten Orte der Gegenwart. Das Problem dabei: Kaum etabliert sich ein Ort und Handlungsstrang, springt man schon wieder hastig in der Weltgeschichte anderswohin, von den erdigen Originalschauplätzen zu den doch etwas schematischen Green-Screen-Szenen.

Vor Filmbeginn erklärt ein dichter Text die Hintergrundmythologie der Eternals: Auf Geheiß von Arishem, dem „obersten Himmlischen“, wurden Heldinnen und Helden auf die Erde geschickt, um die Deviants in Zaum zu halten. „Warum habt ihr nicht gegen Thanos geholfen oder bei all den anderen furchtbaren Kriegen?“, lautet einmal die – durchaus berechtigte – Frage eines Menschen.

Makkari (Lauren Ridloff), Thena (Angelina Jolie), Gilgamesh (Don Lee), Ikaris (Richard Madden) und Kingo (Kumail Nanjiani) in „Eternals“
Marvel Studios 2021
Kämpfen und Posieren vor epischen Kulissen

Einmischung verboten

Die Antwort: Die Eternals dürfen nur die Deviants beseitigen, sonst dürfen sie nicht in die Geschehnisse eingreifen und – so der Auftrag – sich auch nicht emotional an den Planeten binden. Nur logisch, dass diese Vorgabe im Film zumindest von manchen der Eternals infrage gestellt wird, nicht zuletzt angesichts eines neuen dräuenden Unheils. Nach Jahren der Abwesenheit wüten die Deviants auf der Erde schlimmer denn je. Die Heldinnen und Helden, die inzwischen verstreut auf dem Planeten leben, müssen nun zwangsläufig wieder zusammenfinden.

Im Mittelpunkt steht dabei Sersi (Chan), zwischenzeitlich als Museumsmitarbeiterin in London engagiert, die noch immer unter ihrer „kürzlichen“ Trennung von Alpha-Krieger Ikaris (Richard Madden) leidet (mit „kürzlich“ sind 2000 Jahre gemeint). Ebenfalls ein Auge auf Ikaris geworfen hat Sprite (Lia McHughs), die jedoch erhebliche Nachteile hat, weil sie im Körper eines zwölfjährigen Mädchens gefangen ist.

Kingo (Kumail Nanjiani), Sersi (Gemma Chan) und Sprite (Lia McHugh) in „Eternals“
Marvel Studios 2021
Wieder vereint: Auch Bollywood-Star Kingo (Nanjiani) kehrt zum „Ursprungsberuf“ Superheld zurück

Die Spannungen sind also offensichtlich – und werden mit wachsender Besetzung nicht kleiner: Zur illustren Runde gesellen sich nach und nach der Afroamerikaner Phastos (Brian Tyree Henry), der mittlerweile als schwuler Familienvater sein Leben auf der Erde genießt, die gehörlose Makkari (gespielt von der ebenfalls gehörlosen Lauren Ridloff) und die unberechenbare Kriegerin Thena, deren psychische Zerrüttung zwar wenig plausibel erschient, von Jolie aber mit beeindruckender Präsenz gespielt wird.

Ein „Ewiger“ als Bollywood-Star

Für den – vergleichsweise eher gering gehaltenen – Spaß sorgt indes Kingo (Kumail Nanjiani), der inzwischen zum Bollywood-Star geworden ist und nun, zum Ärger der restlichen Belegschaft, vom unbeholfenen Kameramann-Kammerdiener Karun (Harish Patel) durch neue Herausforderungen begleitet wird. Nicht weniger als das Schicksal des ganzen Planeten steht schließlich auf dem Spiel – mehr sei hier aber nicht verraten.

Was „Eternals“ jedenfalls doch etwas erden kann, ist das zwischenmenschliche Drama, das sich zwischen den Figuren entspinnt – und hier lässt sich doch gewissermaßen Zhaos Handschrift wiederfinden: Für ihr semidokumentarisches Drama „Nomadland“, ausgezeichnet mit dem Oscar 2021, hatte Zhao viel Lob für die Intimität ihrer Darstellung bekommen. Das Problem aber insgesamt: Es ist in „Eternals“ einfach zu viel im Gange, womit auch – trotz der 157 Minuten Länge – für eine stärkere Figurenentwicklung schlicht kein Platz ist.