Polen lässt Hilfsorganisation nicht an Grenze zu Belarus

Polen verweigert regierungsunabhängigen Medizinern weiterhin die Versorgung von Geflüchteten an der EU-Außengrenze zu Belarus. Wie der TV-Sender TVN24 gestern berichtete, scheiterte auch ein Vermittlungsversuch des höchsten Würdenträgers der sonst einflussreichen katholischen Kirche.

Erzbischof und Primas von Polen, Wojciech Polak, habe auf seinen Brief an Innenminister Mariusz Kaminski eine negative Antwort bekommen, teilte die Hilfsorganisation Mediziner an der Grenze auf Twitter mit. Der Minister habe mitgeteilt, kein Interesse an einem Gespräch mit der Hilfsorganisation zu haben.

„Wissen von mehreren Todesfällen“

Die Organisation bemüht sich seit Wochen um Zugang zu den an der Grenze zwischen Belarus und Polen gestrandeten Menschen. Dutzende Menschen würden dort medizinische Hilfe benötigen. „Wir wissen von mehreren Todesfällen und wir wissen, dass es noch mehr Opfer geben wird, wenn die medizinische Hilfe weiter blockiert wird“, hatten die nach eigenen Angaben derzeit 42 medizinisch ausgebildeten Freiwilligen schon vor einer Woche in einem Aufruf erklärt, den die regierungskritische Zeitung „Gazeta Wyborcza“ veröffentlichte.

Auch der staatliche Grenzschutz verweigere eine Zusammenarbeit mit ihnen unter Verweis auf den geltenden Ausnahmezustand, teilte die Organisation mit. Seit 2. September gilt ein Ausnahmezustand in den polnischen Grenzgemeinden zu Belarus. Mit dem Zutrittsverbot für Menschenrechtsorganisationen und Journalisten will die polnische Regierung verhindern, dass Menschen von polnischer Seite aus beim Grenzübertritt unterstützt werden.

Die polnischen Behörden beschuldigen den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko, in organisierter Form Flüchtlinge aus Krisenregionen an die EU-Außengrenze zu bringen.