Viele Festnahmen in Hauptstadt Addis Abeba

In Äthiopien verschärft sich der Konflikt um die Kontrolle der nördlichen Region Tigray. In der Hauptstadt Addis Abeba nahmen Sicherheitskräfte heute zahlreiche Menschen aus Tigray fest. Ein dpa-Reporter beobachtete, wie Festgenommene in zwei Polizeifahrzeugen weggebracht wurden. Am Wochenende hatte ein regierungsnaher Journalist bei Facebook dazu aufgerufen, Menschen aus Tigray in „Konzentrationslager“ zu sperren. Die Nachricht wurde mittlerweile gelöscht.

In den vergangenen Tagen musste die Zentralregierung, die derzeit eine Militäroffensive gegen die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) führt, mehrere Niederlagen hinnehmen. Nach Rebellenangaben soll die TPLF gestern auch die Stadt Kombolcha in der Region Amhara unter ihre Kontrolle gebracht haben. Zuvor hatte sich das Militär aus der Nachbarstadt Dessie zurückziehen müssen. Die Einnahme der beiden Städte gibt den Rebellen Zugang zu einer der wichtigsten Autobahnen in die Hauptstadt Addis Abeba.

Ein Sprecher der mit der TPLF verbündeten Oromo Liberation Army (OLA) sprach auf Twitter von der Übernahme zweier weiterer Städte, Kamise und Sanbate, die an der gleichen Autobahn liegen. Aufgrund einer Internet- und Telefonsperre in den umkämpften Regionen konnten die Rebellenangaben nicht unabhängig überprüft werden.

Kampf um die Kontrolle in Tigray

Die Regierung von Ministerpräsident Abiy Ahmed hatte vor einem Jahr eine Militäroffensive gegen die TPLF begonnen, die bis dahin in Tigray an der Macht war. Die TPLF dominierte Äthiopien gut 25 Jahre lang, bis Abiy 2018 an die Macht kam und sie verdrängte.

Führende Mitglieder des Militärs liefen zur TPLF über, wodurch die Rebellen sehr schnell große Erfolge erzielen konnten. Seit Anfang August hat sich der Konflikt auf die Nachbarregionen Afar und Amhara ausgeweitet. Die Auseinandersetzungen haben zu einer schweren humanitären Krise im Norden des Landes geführt.